Das Hadsch ist Dschihad 1
Auf die wiederholte Frage nach den vorzüglichsten der Taten antwortete der Prophet Muhammed der Reihe nach; an Allah und Seinen Gesandten zu glauben, auf dem Weg Allahs Dschihad zu leisten und das Hadsch Mabrur (die von Allah akzeptierte Pilgerfahrt) zu verrichten. (Bukhari, Iman, 18; Hadsch, 4) Somit wies der Gesandte Allahs auch auf die enge Beziehung zwischen diesen dreien hin, indem er den Glauben, den Dschihad und die Pilgerfahrt zusammen erwähnte.
Als Aischa (ra.) eines Males zum Propheten sagte, dass sie im heiligen Koran keine vorzüglichere Tat als den Dschihad sehe und aus diesem Grund mit ihm für den Dschihad aufbrechen wolle, antwortete der Gesandte Allahs, dass der vorzüglichste Dschihad das Hadsch Mabrur sei. Nachdem Aischa dies verhörte, sagte sie, dass sie die Pilgerfahrt niemals unterlassen werde. (Bukhari, Dschaza as-Sayd, 26; Ibn Hanbal, VI, 78)
Es gibt auch weitere Aussagen des Gesandten Allahs, in denen er mitteilt, dass die Pilgerfahrt eine Art des Dschihad ist. (Siehe Nasa’i, Manasik al-Hadsch, 4; Bukhari, Dschihad, 62) Unter Beachtung dessen, dass Dschihad bedeutet, sich mit dem Leben, dem Besitz und mit seinem ganzen Sein dem Weg Allahs hinzugeben und sich auf diesem Wege zu bemühen, so wird ersichtlich wie bedeutungsvoll die Bezeichnung des Hadsch als Dschihad ist.
Tatsächlich begibt sich der Muslim mit seinem Körper, seinem Vermögen und seinem ganzen Sein auf die Reise zur Pilgerfahrt, in der Hoffnung, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen. Die ganze Reise lang muss er sich großen Hindernissen, allem voran seiner eigenen Triebseele (Nafs) stellen und eine schwere Prüfung meistern. Er versucht mit seiner Absichtsbekundung (Niyah), Talbiyah2, Tawbah (Reuebekundung), Istighfar3, Dhikr (Lobpreisungen Allahs) und anderen Glaubenspraxen seine Triebseele zu bändigen. Er bemüht sich darum, in zwischenmenschlichen Beziehungen geduldig und ruhig zu handeln und eine gewisse moralische Reife zu erlangen.
Der Widerstreit gegen die eigene Triebseele ist der aufwändigste Dschihad. Denn dies ist keine Mühe, die ein einziges Mal oder nur auf einer Reise geleistet wird. Der Muslim sollte sich ein Leben lang darum bemühen, seine Triebseele zu zügeln und gegen die ungebändigten Wünsche und Begierden der Nafs anzuhalten. Die Pilgerfahrt stellt ein wichtiges Stadium dieses großen Widerstreits dar. Für den Gläubigen ist die Pilgerfahrt ein Meilenstein, sein Leben nach der Pilgerfahrt ist nicht wie sein vorheriges Leben. Der Pilger (Hadschi) der im Widerstreit mit seiner Triebseele siegt, wird sich darum bemühen, diese große spirituelle Errungenschaft in seinem ganzen Leben widerzuspiegeln.
1 Dschihad beschreibt das Ankämpfen gegen die eigene Triebseele (Nafs), die Verkündung des Islams und jegliche Bemühung auf dem Wege Allahs.
2 Talbiyah beschreibt ein mit „Labbaik“ anfangendes Lobpreisungs-Gebet, welches beim Eintritt in den Ihram (Weihezustand) von Pilgern ausgerufen wird.
3 Istighfar bedeutet, für begangene Sünden und Fehler Allah um Vergebung und Gnade zu bitten.
8