Der gute Ahlaq im heiligen Koran
Der heilige Koran ist die primäre Quelle des Islam. Allah verkündete Seine Gebote und Lehren an die Menschheit mittels des heiligen Korans, den Er dem Propheten Muhammed (saw.) offenbarte. Der heilige Koran, der der Menschheit von Allah gesandt wurde, um ihr religiöses und weltliches Leben zu gestalten, beinhaltet Bestimmungen bezüglich drei Hauptthemen: dem Glauben (Iman), der Glaubenspraxis (Ibadah) und der Moral (Ahlaq). Dementsprechend erklärt der heilige Koran den Menschen nicht nur, wie sie den wahrhaftigen Glauben erreichen können und welche Ibadah sie für Allah verrichten müssen; er lehrt sie auch, welche moralischen Eigenschaften sie in ihrem alltäglichen Leben besitzen und aufweisen müssen.
Unser erhabener Herr verkündet: „Wir haben den Menschen ja in schönster Gestaltung erschaffen. Hierauf haben Wir ihn zu den Niedrigsten der Niedrigen werden lassen, außer diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun; für sie wird es einen Lohn (Adschr)1 geben, der nicht aufhört.“ (at-Tin, 95/4-6) Demnach kann der Mensch, obwohl er hinsichtlich seiner Schöpfung erhabener als andere Existenzen ist, in eine äußerst wertlose Position hinabfallen, falls er schlechte Charaktereigenschaften und Handlungsweisen aufzeigt. Diejenigen hingegen, die an Allah glauben und ihr Leben gemäß ihrem Glauben führen, werden eine solche Position nicht einnehmen. Menschen mit einem guten Ahlaq werden sowohl von den Menschen geliebt als auch von Allah belohnt.
Der heilige Koran dient der guten Moral als Quelle, indem er das Rechte und das Falsche darlegt. Er versucht vielerlei moralische Tugenden im Leben der Menschen einzubringen. So zum Beispiel ehrlich zu sein, nicht zu lügen, die Menschen nicht zu täuschen, sich den Eltern nicht zu widersetzen, keine üble Nachrede zu führen, nicht hochmütig zu sein und die Menschen nicht geringzuschätzen. Sowie er hierfür explizit Gebote und Verbote bestimmt, zeigt er seinen Lesern auch konkrete Beispiele derjenigen auf, die in vergangenen Gesellschaften lebten und aufgrund ihrer moralischer Eigenschaften belohnt oder bestraft wurden.
So wie bei den vorherigen offenbarten Bücher ist es auch das vorrangige Ziel des heiligen Korans, dass die Menschen an Allah glauben. Deshalb ist der Tawhid2, also der Glaube an Allah, den einzigen Gott, das am meisten betonte Thema. Ein weiteres Thema, das im heiligen Koran mit dem Glauben am meisten hervorgehoben wird, sind die Salih Amal3, die als Wohltaten und rechtschaffene Werke verstanden werden können. Wie auch am Vers „Was nun diejenigen angeht, die glauben und rechtschaffene Werke tun, so wird Er (Allah) ihnen ihren Lohn in vollem Maß zukommen lassen und ihnen von Seiner Huld noch mehr erweisen…“ (an-Nisa, 4/173) zu sehen ist, werden in vielen Koranversen der Glaube und die Salih Amal zusammen erwähnt.
Zwischen dem Glauben und dem Verhalten besteht ein enges Verhältnis. Wenn der Iman im weitesten Sinne als ein Versprechen an den Schöpfer verstanden wird, so erfordert der Glaube an den Schöpfer zugleich das Handeln und Verhalten gemäß Seinem Willen. Demnach ist auch der Besitz eines guten Ahlaqs eine Erfordernis des Glaubens. In anderen Worten verspricht ein Muslim durch den Glauben an Allah und die Akzeptanz der Existenz eines Schöpfers, dass er ein Leben nach dem Willen des Schöpfers führen wird. Aus diesem Grund werden die Wohltaten/Salih Amal im heiligen Koran betont und mit dem Glauben zusammen erwähnt.
Auch die Ibadah wie das Ritualgebet (Salah), das Fasten (Sawm) und die Sozialsteuer (Zakah), die als ein Zeichen des Glaubens gelten, stehen in enger Beziehung zum guten Ahlaq. Während die Ibadah an erster Stelle dafür sorgen, dass eine gesunde Beziehung zwischen dem Menschen und Allah gebildet und fortgeführt wird, halten sie zugleich den Menschen vom Üblen fern. Beispielsweise zeigt der Vers „(Mein Gesandter!) Verlies, was dir vom Buch (als Offenbarung) eingegeben wird, und verrichte das Ritualgebet. Gewiss, das Ritualgebet hält vom Schändlichen und Verwerflichen ab. Und das Gedenken Allahs ist wahrlich die größte (der Glaubenspraxen). Und Allah weiß, was ihr macht.“ (al-‘Ankabut, 29/45) auf, dass das Ritualgebet - wenn es den Bedingungen entsprechend und mit der erforderten Sorgsamkeit verrichtet wird - den Menschen vor dem Begehen von Übeltaten fernhalten wird.
Die Tatsache, dass die Ibadah sowohl die Gedanken als auch die Handlungen des Menschen formen, und folglich auch seinen Charakter/Ahlaq verschönern, gilt auch für andere Ibadah wie die Sozialsteuer und das Fasten. Der Prophet (saw.), der „…Das Fasten ist ein Schild
(, der vor dem Üblen, der üblen Rede und Tat sowie dem Höllenfeuer beschützt.) Einer von euch soll an dem Tag, an dem er fastet, kein übles Wort sprechen und keinen Lärm machen. Wenn jemand ihn beschimpft oder mit ihm streiten möchte, so soll er ‚Ich bin eine fastende Person‘ sagen…“ (Muslim, Siyam, 163) besagte, wies mit dieser Aussage auf die Dimension des Fastens hin, die den Ahlaq und die Lebensweise der Person verschönert.
Damit die Gesellschaft in Frieden und Sicherheit leben kann, sind moralische Verhaltensweisen wie gegenseitiger Respekt, Liebe, Vertrauen, Hilfeleistung, Freundlichkeit, gute Nachbarschaft, Schenkungen, Hilfe für Arme und Bedürftige, den Besitz eines anderen nicht zu begehren, die Menschen nicht zu täuschen und Besuch gut zu bewirten erforderlich. Zudem gehört es auch zu den moralischen Tugenden und Bestimmungen, die der heilige Koran für eine friedvolle Gesellschaft vorsieht, das Privatleben und die Fehler anderer nicht zu erforschen, Menschen gegenüber nicht voreingenommen zu sein und keine üble Nachrede zu führen (al-Hudschurat, 49/12) sowie nicht unerlaubt in das Haus eines anderen einzutreten (an-Nur, 24/27-28).
1 Adschr beschreibt den Lohn, der auf der Welt und im Jenseits als Gegenleistung für den Glauben und die Wohltaten (Salih Amal) vergeben wird.
2 Der Tawhid (absoluter Monotheismus) ist das Glaubenssystem, in dem an ein einziges erhabenes und transzendentales Wesen geglaubt wird.
3 Alle dem heiligen Koran und der Sunnah (der vorgelebten Religionspraxis des Propheten Muhammed) entsprechenden Aussagen, Taten und Verhaltensweisen, die zugleich mit Ihlas (die Glaubenspraxen unter der Berücksichtigung des Wohlgefallen Allahs in Aufrichtigkeit zu verrichten) und einer guten Absicht vollführt werden, zählen zu den Salih Amal.
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