Die Abänderung (Tahrif) der Bibel

Auch wenn die eigentlichen Rezensionen bezüglich der Abänderung des Buches die Juden betreffen, bedeutet dies nicht, dass die Bibel nicht abgewandelt und verfälscht wurde. Manchen Zeichen und indirekten Aussagen des heiligen Korans ist zu entnehmen, dass die Christen die Bibel abänderten. In den Koranversen wird kundgegeben, dass diejenigen, die sich als Christen bezeichneten, trotz ihrem Versprechen an Allah, nicht zu ihrem Wort hielten, einen Teil der Wahrheiten, die ihnen beigebracht wurden, vergaßen und aus diesem Grund eine endlose Feindschaft und ein großer Hass zwischen ihnen entstand. 
Die Schreiber der Bibel ersetzten den Tawhid durch die Trinität1; und änderten die Tatsache, dass der Prophet Jesus ein menschlicher Prophet ist, der aus den Menschen auserkoren ist, in den Glauben, dass er ein verkörperter Gott ist, um. Der heilige Koran verkündet, dass dieser Glaube Batil2 ist und weder auf dem Verstand noch auf der Offenbarung fundiert. (al-Ma’ida, 5/13-14, 75, 116)
Dementsprechend gibt es bezüglich der gemeinsamen Themenbereiche zwischen dem heiligen Koran und der heutigen Bibel klare Unterschiede, die die Wahrheit betreffen. Die in der Bibel aufgeführten Glaubensgrundsätze des Christentums - wie die Göttlichkeit des Jesus, der Glaube an die Dreieinigkeit und seine Aufopferung durch die Kreuzigung als Sühne für die Sünden der Menschen - sind hinsichtlich des Islams unannehmbar. Diese Angelegenheiten, die dem heiligen Koran widersprechen, zeigen die Abänderung/den Tahrif auf.
Christen akzeptieren, dass der Prophet Jesus weder ein Buch schrieb noch schreiben lies. Demzufolge wurden die Bibeln, die nach ihm niedergeschrieben wurden, ohne seine Aufsicht und Kontrolle verfasst. Die Verfasser der Bibel wurden keinem der Geschehnisse, die sie beschrieben, Zeuge. Sie schrieben frühestens ein halbes Jahrhundert nach Jesus die Erzählungen nieder, die von Generation zu Generation übertragen wurden. Zudem wurden diese Bibeln, die lange nach dem Tod Jesus verfasst wurden, von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes in der Sprache des Propheten Jesus, also auf Aramäisch geschrieben. Die ältesten bekannten Bibelexemplare hingegen sind auf Griechisch verfasst. Die Originalität und Echtheit der Bibel werden von Christen mit der Eingebung begründet. Dieser Überzeugung nach schrieben die Verfasser der Bibeln ihre Werke unter der Obhut des Heiligen Geistes nieder und die Bibeln gewannen mithilfe des Einflusses des Heiligen Geistes an Echtheit. Nach dem Islam hingegen macht die Behauptung, dass es mit der Eingebung verfasst wurde, ein Buch weder heilig noch original. Aus diesem Grund besitzen die vorhandenen Bibeln nicht die Eigenschaft, die wahre Bibel zu sein. Auch Studien zeigen auf, dass keine der Bibeln, auch nicht die von Matthäus oder Markus verfassten, von den Hawari3/Aposteln geschrieben wurde. Folglich sind auch die Bibeln - wie die Thora - abgeänderte Bücher.
Katholische Interpreten behaupteten, dass die vier Evangelien ein Werk der offenen und widerspruchsfreien Wahrheit sind und dass selbst die kleinsten Details der Wahrheit entsprechen. Jedoch gibt es Widersprüche zwischen den Bibeln, die nicht leicht zu klären sind. Beispielsweise stimmen die Namen und Zahlen, die bezüglich der Abstammung des Propheten Jesus in den Evangelien nach Matthäus (1/1-17) und nach Lukas (3/23-38) angegeben werden, nicht überein. Nachdem der Prophet Jesus Jericho verließ, suchten ihn laut Matthäus (20/30) zwei Blinde, laut Markus jedoch nur ein Blinder (10/46) für ihre Heilung auf. Laut Matthäus (4/12-17) und Markus (1/14-15) trat Jesus seinen Dienst erst nach der Gefangenschaft von Johannes dem Täufer an, laut Johannes (3/22-26) jedoch schon vor seiner Haft. Außerdem gibt es in verschiedenen Abschriften verschiedene Auskünfte über die Identität Jesus wie beispielsweise, dass er der Sohn Adams, Davids, Josephs und Gottes ist. Auch gibt es verschiedene Meinungen darüber, ob die Bibel nun Allah oder Jesus zugeschrieben werden sollte. 
Die Muslime glauben daran, dass dem Propheten Isa/Jesus von Allah ein Buch namens Indschil hinabgesandt wurde. Jedoch stellt die Bibel, die sich aus den Evangelien wie die nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, zusammenstellt, nicht den originalen Indschil dar. Die Bibel (der Indschil) ist in ihrer originalen, unverfälschten Form nicht mehr vorhanden. Die Muslime bestätigen die Textstellen der heutigen Bibeln, die dem heiligen Koran und den Sahih Ahadithen entsprechen, und lehnen die Stellen ab, die diesen widersprechen. Bezüglich Angelegenheiten aber, die weder in den Koranversen noch in den Ahadithen erwähnt werden und den Grundsätzen nicht widersprechen, handeln sie nach der Empfehlung des Propheten Muhammed (saw.): „Stimmt den Ahl al-Kitab (Juden) nicht zu aber leugnet sie auch nicht. Sprecht (nur) Folgendes: Wir glauben sowohl an das, was uns hinabgesandt wurde, als auch an das, was euch hinabgesandt wurde.“ (Bukhari, I’tisam, 25)


1 Die Trinität beschreibt den Glauben an die Dreieinigkeit, nach welchem Gott, Jesus und Maria eins sind.

2 Batil beschreibt jegliche Art der nutzlosen Betätigung, Tat und Aussage, die vom Islam verboten sind und nicht der Wahrheit entsprechen.
3 Als Hawari wird jeder der zwölf Personen bezeichnet, die vom Propheten Jesus erwählt wurden und ihm bei seiner Aufgabe der Kundgebung (Tabligh) und dem Aufzeigen des rechten Weges (Irschad) halfen.  

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