Die Beseitigung der Gehässigkeit und der Missgunst

Allah ist es, Der die Gaben unter Seinen Geschöpfen nach einem bestimmten Maß verteilt. (az-Zuhruf, 43/32) Einige lässt Er die weltlichen Gaben in größerem Maß nutzen, indem Er ihnen viel Rizq1 erteilt, und einigen lässt Er wenig Rizq zuteilwerden. All dies wurde im Azal2 gemäß der göttlichen Hikmah bestimmt. Wären alle Menschen im Besitz eines gleichen Eigentums und Vermögens, so würden sie keine gegenseitige Hilfe benötigen, vielen Angelegenheiten und Arbeiten, die ausgeführt werden müssen, würde niemand nachgehen, und es könnte weder ein wirtschaftlicher noch ein ideeller Fortschritt stattfinden. Die Menschen würden anfangen, abgeschottet und allein zu leben. Auch würde sich kein Bund der Zuneigung oder des Respekts zwischen ihnen bilden. In dieser Hinsicht sollte eine Person, die nicht das gewünschte Maß an weltlichen Gaben besitzt, nicht den Besitz eines anderen begehren und auch keinen Hass gegenüber anderen verspüren. Die vermögende Person hingegen sollte nicht die Gehässigkeit und den Neid der Bedürftigen, die nicht die gleichen Gaben besitzen, anfachen, indem sie ihr Hab und Gut in Verwöhntheit und zwecks der Prahlerei ausgibt. Außerdem sollte sie wissen, dass alles in ihrem Besitz vergänglich ist und die bleibenden Gaben lediglich im Jenseits zu erreichen sind; sie sollte ihr Vermögen gemäß dem Befehl Allahs durch die Abgabe von Zakah und Sadaqah mit den Unbemittelten teilen und ihre Herzen besänftigen. 
Im Falle, dass die Wohlhabenden die Bedürfnisse der unbemittelten Menschen, die weder Arbeits- noch Unterhaltsmöglichkeiten besitzen, nicht decken und sich nicht um das Lösen ihrer Probleme bemühen, so können sie nicht verhindern, dass die Bedürftigen Groll und Missgunst gegenüber den Vermögenden verspüren. Diese Tatsache lässt sich in der gesamten Geschichte der Menschheit wiederfinden, denn es existierte stets ein Widerstreit zwischen den Wohlhabenden, denen diese Besinnung entbehrt blieb, und den Armen, die keine Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten fanden. Viele der blutigen Geschehnisse, der Konflikte und Plünderungen rührten davon, dass der eine nicht über das gleiche Vermögen wie der andere verfügte.
Die Zakah und Sadaqah stärken einerseits die schönen moralischen Werte wie die zwischenmenschliche Geschwisterlichkeit, Geduld, Genügsamkeit und die Ergebenheit gegenüber dem Schicksal und lassen andererseits die Gefühle, die Feindseligkeit zwischen die Menschen treiben, schwinden. Somit wird weder veranlasst, dass sich der Vermögende etwas einbildet, noch dass der Arme ihm gegenüber Hass und Neid empfindet.


1 Rizq beschreibt alles, was Allah den Lebewesen an Versorgung und anderen Angelegenheiten zur Nutzung zuteilwerden lässt.

2 Der Begriff Azal bedeutet „die vergangene Zeit, die keinen Anfang hat, die Urewigkeit“.

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