Die Entscheidung zur Ehe

Die Familie ist eine kräftige Institution, die erwirkt, dass Frau und Mann, die unter demselben Dach leben und viele Verantwortungen teilen, eine Lebensgemeinschaft bilden. Damit beide Erschwernissen, mit denen sie ihr Leben lang konfrontiert werden, standhalten können und den Sinn ihrer Dienerschaft für Allah und ihrer Schöpfung erfüllen können, muss die Familie, in der sie sich gegenseitig stützen und unterstützen, auf festen Fundamenten gebildet werden. Das erste dieser Fundamente ist die richtige Partnerwahl. Die Wahl des Ehepartners sollte nicht auf vergänglicher Lust, vorrübergehendem Gefallen und Belieben basieren, sondern auf beständigen, unveränderlichen Kriterien. Die Person, die heiraten möchte, sollte sich darüber bewusst sein, dass sie nicht nur einen Partner für sich auswählt, sondern zugleich die Mutter/den Vater ihres zukünftigen Kindes. Eine Ehe mit dem Gedanken einzugehen, dass eine Scheidung jederzeit möglich ist, wenn die Ehe nicht mehr aufrechtzuhalten ist, bedeutet, das Versagen von Anfang an anzunehmen. Aus diesem Grund sollte der Mensch sich darum bemühen, eine Person als Partner zu wählen, die nicht nur in Gesundheit und im jungen Alter, sondern auch in Krankheit und hohem Alter zu ihm steht. Der Prophet (saw.) gab das rechte Maß bei der Ehepartnerauswahl unmissverständlich kund: „Man heiratet eine Frau aufgrund von vier Dingen: Für ihren Besitz, ihre Abstammung, ihre Schönheit und ihre Religion. Wähle du die Religiöse, sodass du (auf der Welt und im Jenseits) Segen und Überfluss (Barakah) erlangst!“ (Bukhari, Nikah, 15; Muslim, Radaʿ, 15) Demnach sollte das Kriterium bei der Partnerwahl die Religiosität sein. Die Person sollte ihr Leben weder vor noch nach der Eheschließung mit unrealistischen Erwartungen verbittern. 
Die Gegenwart von Angehörigen anderer Religionen in der Gesellschaft legt das Thema der Ehe mit Nicht-Muslimen an den Tag. Im heiligen Koran wird verkündet, dass ein muslimischer Mann keine Frau der Muschrikun heiraten darf (al-Baqara, 2/221), die Ehemit einer Frau aus der Ahl al-Kitab aber eingehen kann. eingehen kann. (al-Ma’ida, 5/5) Muslimische Frauen hingegen dürfen weder mit Männern der Muschrikun noch mit Männern aus der Ahl al-Kitab heiraten. (an-Nisa, 4/22, 24; al-Mumtahina, 60/10-11) Dass der Gesandte Allahs bei der Ehepartnerwahl die Religiosität als das entscheidende Kriterium einräumte, zeigt, dass sowohl Frauen als auch Männer die Heirat eines Nicht-Muslimen mit Vorsicht anzugehen haben. Die Erfordernis, das Lebensumfeld, in dem die zukünftigen Kinder großwerden sollen, gemäß dem Islam zu gestalten, und die Tatsache, dass selbst vom Essen und Trinken bis hin zur Heimordnung einfache Alltagsangewohnheiten den religiösen Grundlagen nicht entrückt sein können, darf nicht vergessen werden. Es ist klar, dass zwei Personen unterschiedlicher Religionsangehörigkeit im Eheleben mit vielen Problemen konfrontiert sein werden. Auch könnte die Bemühung um den Schutz der eigenen Identität und Kultur zu einem Widerstreit und Konflikt zwischen den Eheleuten führen. Dass ʿUmar (ra.) das Heiraten von muslimischen Männern mit Frauen aus der Ahl al-Kitab nicht willkommen hieß, kann als ein Resultat dieser Bedenken gesehen werden. (Tabari, Tafsir, Ägypten, 1954, II, 377, 378)
Wenn eine Ehe mit einer nicht-muslimischen Person eingegangen wurde, sollten wir unser Kind, unseren Bruder, unsere Schwester oder unseren Nächsten in dieser Familienzusammenschließung nicht allein, unkundig und ohne Unterstützung lassen. Auch gehört es zu einer unserer Pflichten, dazu beizutragen, dass die nicht-muslimische Frau oder der nicht-muslimische Mann, die/der neu in die Familie eingetreten ist, unsere Religion richtig kennenlernt. 
Die junge Person, die heiraten möchte, egal ob Frau oder Mann, hat das Recht, die Person, mit der sie die Ehe eingehen wird, selbst auszuwählen und die Verantwortung dieser Entscheidung zu tragen. Aus diesem Grund ist es weder in menschlicher noch in religiöser Hinsicht richtig, jemanden gegen ihren Willen mit einer Person zur Heirat zu zwingen. Zudem ist es wichtig, dass die Person ihren zukünftigen Ehepartner zuvor sieht und kennenlernt. Der Gesandte Allahs fragte Mughira ibn Schu’ba, der ihm bekannt gab, dass er heiraten werde, ob er das Mädchen gesehen habe. Als dieser verneinte, sagte er (saw.): „Geh und sieh sie dir an, dies ist für euch zwei besser hinsichtlich des Fortbestandes eurer Übereinkunft.“ (Ibn Madscha, Nikah, 19) Diese Zusammentreffen mit dem Ziel, sich vor der Eheschließung besser kennenzulernen, sollten im Rahmen der Grenzen, die der Islam zwischen Frauen und Männer setzte, zustande kommen. Bei den Treffen sollten anstelle von unangemessenen Orten öffentliche Orte bevorzugt werden und die Paare sollten mit dem Gedanken handeln, dass ihr Gegenüber die Mutter/der Vater ihres zukünftigen Kindes sein wird. 
Der richtige Mensch zu sein ist genauso wichtig, wie den richtigen Ehepartner zu finden. Folglich sollte die Person, die eine Ehe beabsichtigt, ihre Mängel und Fehler analysieren und versuchen, sie zu beheben. Denn die Ehe erfordert Geduld, Entschlossenheit und Mühe. Aus diesem Grund sollte die Person sich von schädlichen Süchten und Gewohnheiten distanzieren, ihre psychischen Probleme lösen und gesunde Familienbeziehungen aufbauen. 
Das dritte Fundament, auf das die Person, die die richtige Person zur Ehe gefunden hat und sich selbst darum bemüht, eine richtige Person zu sein, zu achten hat, ist die maschruʿ1 Eheschließung.


1 Maschruʿ bedeutet „das, was die Religion und die Gesetzgebung als richtig erachtet wird, das gesetzlich Legitime, Legale“.

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