Die Gründe, warum die Propheten von den Menschen auserwählt wurden

Allah erwählte Seine Propheten, die Er mit der Übermittlung Seiner Botschaften an die Menschheit beauftragte, von den Menschen. Der heilige Koran betont, dass die Propheten keine Engel, sondern Menschen sind, die auf den Märkten umhergehen, essen und trinken. (al-Furqan, 25/20) In vielen Koranversen wird darauf hingewiesen, dass in den Gesellschaften vor dem Propheten Muhammed ein Prophet mit außergewöhnlichen Eigenschaften erwartet wurde. Als beispielsweise der Prophet Nuh (Noah) sein Volk lediglich zur Dienerschaft für Allah aufrief, sprachen die Führenden unter ihnen, um das Volk zu missleiten: „…Dieser ist nur ein Mensch wie ihr, der einen Vorzug euch gegenüber haben will. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er wahrlich Engel herabgesandt. Wir haben so etwas bei unseren Vorvätern nicht gehört.“ (al-Mu’minun, 23/24)
Auch in der vorislamischen Dschahiliy­yah1-Zeit war die Situation nicht anders. Die arabischen Muschrikun2 hatten die Vorstellung eines übermenschlichen Propheten von ihren Ahnen auf gleiche Weise übernommen. Aus diesem Grund herrschte Verblüffung und Bestürzung darüber, dass der Prophet Muhammed zwischen den Menschen auserwählt wurde. Diesbezüglich besagt der heilige Koran: „Wundert ihr euch etwa (darüber), dass zu euch eine Erinnerung von eurem Herrn gekommen ist durch einen Mann von euch, damit er euch warne und damit ihr gottesfürchtig werdet, auf dass ihr Erbarmen finden möget?“ (al-A’raf, 7/63) Die Muschrikun Mekkas erwarteten, genau wie es auch ihre Ahnen taten, dass die zum Propheten auserkorene Person außergewöhnliche Situationen aufzeigt und Privilegien besitzt, welche normale Menschen nicht besitzen. Dies wird im heiligen Koran wie folgt aufgezeigt: „Und sie sagen: ‚Wir werden dir nicht glauben, bis du uns aus der Erde eine Quelle hervorströmen lässt; oder bis du einen Garten mit Palmen und Rebstöcken hast, in dem du dazwischen Flüsse ausgiebig hervorströmen lässt; oder bis du den Himmel, wie du behauptet hast, auf uns in Stücken herabfallen lässt; oder Allah und die Engel vor unsere Augen bringst; oder bis du ein Haus aus Gold hast; oder in den Himmel aufsteigst. Und wir werden nicht an deinen Aufstieg glauben, bis du auf uns ein Buch herabsendest, das wir (selbst) lesen (können).‘ Sprich: ‚Preis sei meinem Herrn! Bin ich etwas anderes als ein Mensch und ein Gesandter?‘“ (al-Isra, 17/90-93)
Allah, der Erhabene, erwählte auch den Propheten Muhammed von den Menschen. Jedoch nutzten die Muschrikun dies als ein Argument, um sein Prophetentum abzulehnen. Allah weist in einem Koranvers darauf hin, dass diese Reaktion der Götzendiener ein Vorwand ist, und antwortet denjenigen, die einen Menschen mit den gleichen Eigenschaften wie sie selbst als einen Propheten ablehnen, wie folgt: „Und nichts anderes hielt die Menschen davon ab zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam, außer dass sie sagten: ‚Hat denn Allah einen Menschen als Gesandten geschickt?’ Sprich: ‚Wenn es auf der Erde Engel gäbe, die (da) in Ruhe umhergingen, hätten Wir ihnen vom Himmel wahrlich einen Engel als Gesandten hinabgesandt!‘“ (al-Isra, 17/94-95)
Allah entsandte jeden Propheten in der Sprache seines Volkes. In einem Vers des heiligen Korans wird besagt: „Und Wir haben keinen Gesandten gesandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er ihnen (die Botschaft) klar macht…“ (Ibrahim, 14/4) Die Propheten erklärten den Menschen die Offenbarungen, die sie von Allah empfingen, in der Sprache, welche das Volk, in dem sie lebten, benutzte. Dies erleichterte die Kommunikation zwischen den Propheten und der Gesellschaft. Hätte Allah Seine Botschaften mithilfe anderer Wesen entsandt, so hätten die Menschen mit ihnen nicht kommunizieren können.
Die Propheten übermitteln die Gebote und Verbote, die sie empfangen, nicht nur, sondern sie zeigen den Menschen zugleich den Weg, leiten sie und sind ihnen ein Vorbild. Der Mensch kann lediglich einen Menschen wie sich selbst zum Vorbild nehmen. Aus diesem Grund wurden die Propheten, damit sie den Menschen als Vorbild dienen konnten, von Allah von den Menschen auserwählt. Dass die Propheten aus den Menschen erwählt wurden, war eine große Erleichterung damit die Menschen die Offenbarung verstehen, akzeptieren und in ihrem Leben umsetzten konnten. Denn die Propheten waren Menschen, die den Problemen ihrer Gesellschaft äußerst bewusst waren. Im Rahmen der von Allah erhaltenen Offenbarung zeigten sie Lösungswege für die Probleme der Gesellschaft auf und übernahmen in dieser Hinsicht die Führung. Denn letztendlich müssen der Prophet und die Gesellschaft die gleichen Werte und Gefühle teilen. 
Die Propheten zeigten in ihrem Leben höchstpersönlich auf, wie ein tugendhaftes und würdevolles Leben geführt werden sollte, zeigten den Menschen die Religion Allahs auf und lehrten sie die Liebe zu Allah, die Verantwortung des Jenseits (Akhirah), die Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit und das glückliche Leben in der Gemeinschaft. Aus diesem Grund ist es ein Zeichen der Barmherzigkeit Allahs, dass die Propheten von den Menschen auserwählt wurden. (Temel Dini Bilgiler, M.E.B.Y., S. 123)


1 Der Begriff Dschahiliyyah beschreibt im engeren Sinne das Religions- und Sozialleben der Araber vor dem Islam. Breitgefasst beschreibt Dschahiliyyah individuelle sowie gesellschaftliche Sünden und Auflehnungen.

2 Als Muschrik (pl. Muschrikun) wird eine Person bezeichnet, die an andere Dinge oder Personen außer Allah glaubt oder diesen dient. 

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