Die Kaaba: Die erste Masdschid

„Das erste (Gottes)Haus, das für die Menschen gegründet wurde, ist wahrlich das Haus in Mekka, als ein gesegnetes (Haus) und eine Rechtleitung für die Welten. Darin liegen klare Zeichen. (Es ist) die Stätte Ibrahims. Und wer es betritt, ist sicher…“ (Al-i Imran, 3/96-97)
Der heilige Koran verkündet mit diesen Worten, dass das erste Gebäude, welches auf der Welt als Gebetsstätte erbaut wurde, die Kaaba, die Quelle des Segens und der Rechtleitung, ist. Ausgehend von diesem Koranvers lässt sich schließen, dass die Geschichte der Kaaba bis zu den Zeiten des Propheten Adams zurückreicht, dass die Kaaba im Laufe der Geschichte aus verschiedenen Gründen einstürzte und unterging und dass sie vom Propheten Ibrahim auf ihrem alten Fundament wiederaufgebaut wurde. 
Als die Qibla (die Gebetsrichtung) der Muslime besitzt die Kaaba eine große Bedeutung und einen enormen wert. Die Kaaba, welche auch „Baytullah“ (Allahs Haus) genannt wird, ist eine geehrte und heilige Stätte. Obwohl Allah kein Ort und kein Raum zugeschrieben werden kann, würdigte unser Herr die Kaaba, indem Er sie als Sein „Haus“ bezeichnete. (al-Baqara, 2/125) Wer sich lokal in der Kaaba befindet, besucht in Wahrheit den Besitzer der Kaaba. 
Der Vers besagt „Darin liegen klare Zeichen. (Es ist) die Stätte Ibrahims. “ (Al-i Imran, 3/96-97) Die Kaaba ist ein großes Wunder unseres Schöpfers. Obwohl es physisch gesehen ein äußerst simples und bescheidenes Gebäude ist, zieht es seit seiner Erbauung alle gläubigen Seelen zu sich, entzückt diejenigen, die sie besuchen, mit ihrer Schönheit und jeder, der sich einmal zu ihr begab, sehnt sich ein Leben lang nach ihr. 
Die Kaaba, die alle Muslime auf dem Weg zum gleichen Ziel zusammenschließen lässt und sie in der einzigen Qibla vereinigt, ist das Symbol des Tawhid1. Ganz egal an welchem Ort der Welt sie sich auch befinden mögen, wenden sich alle Menschen im fünfmal täglichen Ritualgebet in die Richtung der Kaaba und kommen hier zusammen, um die Umrah2, welche zu jeder Zeit des Jahres verrichtet werden kann, und das Hadsch3, welches an bestimmten Tagen verrichtet werden kann, zu vollführen. 
Als ein Zeichen dessen, dass die Kaaba in spiritueller Hinsicht eine Quelle des Segens ist, ist der Lohn (Sawab) der Glaubenspraxen, welche in der Masdschid al-Haram4 verrichtet werden, höher als der Lohn der Ibadah, die an anderen Orten verrichtet werden. (Bukhari, Fadhl as-Salah fi Masdschid-i Mekka, 1, 6) Dieser heilige Ort, in dem sich al-Hadschar al-Aswad („der schwarze Stein“ an der Kaaba), das Zamzam5 und das Maqam Ibrahim (die Abrahamstätte) befinden, ist zugleich ein sicheres Gebiet, in welchem diejenigen, die hierherkamen, vor jeglichem Übergriff und Angriff geschützt sind. 
Der Gesandte Allahs verkündete, dass Mekka seit der Schöpfung der Himmel und der Erde eine harem (geschützte) Ortschaft ist und dass dies bis zum Tag des Jüngsten Gerichts6 so sein wird. So wie in Mekka das Leben und der Besitz eines jeden in Sicherheit ist, sind auch alle Tiere und Pflanzen hier in Geborgenheit, solange sie dem Menschen nicht schaden. (Muslim, Hadsch, 445-448) Jegliche Handlung, die diesen schaden könnte, ist verboten.  


1 Der Tawhid (absoluter Monotheismus) ist das Glaubenssystem, in dem an ein einziges erhabenes und transzendentales Wesen geglaubt wird.

2 Die Umrah (auch kleine Pilgerfahrt genannt) beschreibt die Glaubenspraxis bei der der Muslim, ohne an eine bestimmte Zeit gebunden zu sein, in den Ihram (Weihezustand) eintritt, die Kaaba zu umrundet (Tawaf), zwischen Safa und Marwa Sa’y macht und mit der Rasur aus dem Ihram austritt.
3 Das Hadsch (die Pilgerfahrt) wird als „die Kaba in der Stadt Mekka sowie manche Ortschaften in deren Umgebung in der dafür bestimmten Zeit formgerecht/ordnungsgemäß zu besuchen und währenddessen die für die Hadsch-Ibadah vorgeschriebenen Aufgaben zu erfüllen“ definiert. 
4 Die Masdschid al-Haram ist die Masdschid, die die Kaaba einfasst. 
5 Zamzam ist der Name der heiligen Wasserquelle, die sich in der Nähe der Kaaba befindet. 
6 Der Tag des Jüngsten Gerichts ist der Tag, an dem die Menschen aufgrund ihrer Taten auf der Welt im Jenseits von Allah zur Rechenschaft gezogen werden.

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Die erste Einladung zum Hadsch

Allah verlangte von Ibrahim, dass er Sein Haus für diejenigen, die es umrunden (Tawaf), dort das Ritualgebet, die Ruku’ (Verbeugung) und die Sadschdah (Niederwerfung) verrichten, rein halten möge und befahl wie folgt: „Und rufe unter den Menschen die Pilgerfahrt aus, so werden sie zu dir kommen zu Fuß und auf vielen hageren (Reittieren), die aus jedem tiefen Passweg daherkommen, damit sie (allerlei) Nutzen für sich erfahren und den Namen Allahs an wohl bekannten Tagen über den aussprechen, womit Er sie an den Vierfüßlern unter dem Vieh versorgt hat. – Esst (selbst) davon und gebt dem Elenden, dem Armen zu essen. Hierauf sollen sie ihre Ungepflegtheit beenden, ihre Gelübde erfüllen und den Umlauf um das alt(ehrwürdig)e Haus (die Kaaba) vollziehen.“ (al-Hadsch, 22/26-29)
Der Prophet Ibrahim (as.) führte den Befehl, den er von Seinem Herrn erhielt, aus, stieg auf den Hügel Abu Kubays und lud die Menschen zur Kaaba ein, um dort die Pilgerfahrt zu vollführen. Seither glauben gläubige Seelen daran, dass die Pilgerfahrt ein göttlicher Ruf und eine Sache des Schicksals ist. Das Hadsch vollführen, das Baytullah umrunden und in der Masdschid al-Haram Ibadah verrichten zu können ist der innigste Wunsch und das aufrichtigste Bittgebet eines jeden Muslims. 
Der Prophet Ibrahim war der erste, der die Menschen zur Pilgerfahrt aufrief und er brachte ihnen bei, wie sie pilgern sollten. Mit der Zeit begann der Götzendienst in der Region zu dominieren und die Pilgerfahrt-Ibadah verlor ihre Wesenheit. Zwar wurde das Hadsch auch in der Dschahiliyyah1-Zeit verrichtet, jedoch wurden Elemente des Schirk2 miteinbezogen. Es wurden an vielen Plätzen wie Safa, Marwa, Mina und allen voran an der Kaaba Götzen platziert. Die Spuren des Götzenglauben, die sich in der Pilgerfahrt widerspiegeln, und manche Praktiken wie das nackte Umrunden der Kaaba wurden bis zum neunten Hidschri-Jahr, indem der Islam die Pilgerfahrt zum Fardh3 erklärte, leider fortgesetzt. 


1 Der Begriff Dschahiliyyah beschreibt im engeren Sinne das Religions- und Sozialleben der Araber vor dem Islam.
2 chirk bedeutet, einer anderen Existenz neben Allah, dem Schöpfer und Herrscher des Universums, Göttlichkeit zuzuschreiben.
3 Fardh beschreibt alle religiösen Verpflichtungen, deren absolute Verbindlichkeit durch bestimmte Beweise nachgewiesen und begründet sind. In dieser Hinsicht gehören alle religiösen Verpflichtungen die durch Allah und Seinen Gesandten (saw.) dem verpflichteten Muslim auf eine deutliche und verbindliche Art und Weise aufgelegt wurden, zu den Fara‘id (Plural des Fardh).

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