Die rituelle Ganzkörperwaschung (Ghusl)

Im Vers des heiligen Korans, in dem die rituelle Gebetswaschung erklärt wird, wird denjenigen im Dschanabah-Zustand befohlen, sich gründlich zu reinigen, also die rituelle Ganzkörperwaschung (Ghusl) vorzunehmen. (al-Ma’ida, 5/6) Die rituelle Waschung, die nach dem Orgasmus aufgrund sexueller Lüste, dem Geschlechtsverkehr, der Pollution (Ihtilam, Ejakulat-Ausstoß im Schlaf) sowie zum Ende der Menstruations- und Wochenbettblutung der Frau vorgenommen werden muss, wird Ghusl genannt. Ghusl bedeutet, dass der gesamte Körper mit sauberem Wasser gewaschen wird. Diese Ibadah besteht aus drei Fara’id (Pflichtbedingungen): Wasser in den Mund zu geben und auszuspülen, Wasser in die Nase zu ziehen und den ganzen Körper so zu waschen, dass keine trockene Stelle mehr übrig bleibt. 
Die rituelle Ganzkörperwaschung, welche dem Muslim ermöglicht, Glaubenspraxen zu verrichten, und eine huqmi Reinigung1 ist, hat viele Vorteile. Dank dieser umfassenden Reinigung beseitigt der Mensch substanziellen Schmutz von seinem Körper und befreit sich von üblen Gerüchen. Sein Körper entspannt sich, er gewinnt an Lebendigkeit und sein Blutkreislauf regeneriert sich. Womöglich aufgrund dieser Vorteile verkündete der Prophet Muhammed (saw.), dass es ein Anrecht Allahs über jeden Muslim, ist, dass dieser - selbst wenn die oben genannten Erfordernisse nicht bestehen - sich alle sieben Tage wäscht und die rituelle Ganzkörperwaschung vornimmt. (Bukhari, Dschum’a, 12; Muslim, Dschum’a, 9) Außerdem betonte er die Bedeutung dessen, dass dieser Tag der Freitag sein sollte, an dem die Muslime zusammenkommen. (Bukhari, Dschum’a, 2; Muslim, Dschum’a, 1)
Eine Person, die die rituelle Ganzkörperwaschung gemäß ihren Fara’id, der Sunnah und den Adab vollziehen möchte, spricht zunächst ihre Niyah in der Form von „Ich bekunde meine Absicht, für das Wohlgefallen Allahs die rituelle Ganzkörperwaschung vorzunehmen.“ und die Basmala. Wie es bei der rituellen Gebetswaschung üblich ist, wäscht sie ihre rechte und linke Hand bis zu den Handgelenken und beseitigt dann jeglichen Schmutz ihres Intimbereichs. Sie nimmt dreimal Wasser in den Mund und in die Nase, sodass diese gänzlich nass werden. Nachdem sie ihr Gesicht und ihre Arme gewaschen hat, schüttet sie angefangen vom Kopf Wasser über sich und reibt sich mit Wasser ein, dass auch die Haarwurzeln nass werden. Anschließend lässt sie über ihren gesamten Körper Wasser fließen, säubert dabei vor allem Stellen wie den Bauchnabel und die Ohrlöcher, in welche das Wasser nur schwer gelangt, und wäscht sich sorgfältig. Falls Wasser unter ihren Füßen aufläuft, wäscht sie diese erst am Ende. Nachdem sie die rituelle Ganzkörperwaschung wie beschrieben vorgenommen hat, betet sie wie der Prophet, der das beste Vorbild ist, mit den Worten „Oh Allah! Bereinige mich meiner Sünden, so wie das weiße Gewand von ­Schmutz bereinigt wird.“ (Nasa’i, Ghusl wa Tayammum, 4)


1 Die huqmi Reinigung bedeutet, rituelle Unreinheiten durch die rituelle Gebetswaschung (Wudhu) und die rituelle Ganzkörperwaschung (Ghusl) zu beseitigen. 

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