Istiqbalu’l-Qibla: die Hinwendung zur Qibla

Die Kaaba ist die erste Gebetsstätte der Menschheit, welche seit der Zeit des Propheten Adams (as.) besteht. Dass diese heilige Stätte als Baytullah, also das Haus Allahs bezeichnet wird, hat einen symbolischen Charakter. Der Gesandte Allahs fasste seine Ehrerbietung und seine Liebe für die Kaaba mit der Aussage „Wie schön du bist! Wie schön dein Duft ist! Wie erhaben du bist! Wie ehrenwert du bist!“ (Ibn Madscha, Fitan, 2) in Worte. Die Kaaba ist ein Zeichen der Solidarität der Muslime und eine Vertrauensquelle. Der Muslim wendet sich beim täglich fünfmaligen Ritualgebet und bei anderen Ritualgebeten mit all seinen Glaubensgeschwistern mit denselben Gefühlen und dem Geist der Einheit in ihre Richtung. Aufgrund dieser starken Wirkung und der assoziativen Eigenschaft ist die Kaaba die Qibla des Islam. (al-Baqara, 2/144)
Die Qibla, zu der wir uns für manche Glaubenspraxen und Handlungen, allem voran für das Ritualgebet, hinwenden, besitzt einen wichtigen Platz hinsichtlich der Disziplin bei der Verrichtung der Glaubenspraxen und der Vereinigung in einem spirituellen Zentrum. (Özel, Ahmet, „Kıble“, DIA, XXV, 365) Mit der Aussage „Derjenige, der das Ritualgebet so verrichtet, wie wir es verrichten, der sich zu unserer Qibla wendet und von dem isst, was wir schlachten, ist ein Muslim, der das Versprechen und den Schutz Allahs und Seines Gesandten hat.“ (Bukhari, Salah, 28) weist der Prophet Muhammed darauf hin, wie bedeutend die Hinwendung zur Masdschid al-Haram hinsichtlich der muslimischen Identität ist. Die Zuwendung des Gesichts und des gesamten Körpers zur Qibla, bedeutet im Grunde, sich mit der Seele, dem Herzen und dem Verstand zu Allah zu wenden. Der Gesandte Allahs zeigte mit den Worten „Wenn sich einer von euch zur Qibla wendet, so wendet er sich zum erhabenen Herrn.“ (Abu Dawud, Salah, 22) die Wichtigkeit der Hinwendung zur Qibla auf. Indem sich der Mensch im Ritualgebet in die Richtung der Kaaba wendet, entfernt er sich zugleich von jeglichen weltlichen, üblen Gefühlen und konzentriert sich auf das Ritualgebet. Dass sich im Ritualgebet alle der gleichen Richtung zuwenden, gewährleistet sowohl die Ordnung während der Glaubenspraxis als auch den Seelenfrieden. (Kommission, Ilmihal, I, 231)
Wer die Kaaba mit den eigenen Augen sieht, wendet sich beim Verrichten des Ritualgebets direkt zu ihr. Für diejenigen hingegen, die fern von ihr sind, ist es ausreichend, wenn sie mit dem Gesicht und dem Körper zu ihr gewandt sind. Das Gesicht während dem Ritualgebet in eine andere Richtung zu drehen ist makruh1, macht das Ritualgebet aber nicht ungültig. Dreht die Person im Ritualgebet jedoch ihren Oberkörper um 45 Grad nach rechts oder links, so ist ihr Ritualgebet ungültig und sie muss es erneut verrichten. 


1 Das Wort makruh trägt Bedeutungen wie „unbeliebte“, „missliebige“, „als schlecht angesehene“ und „missbilligte“ Sache. Als ein Begriff des Fiqh beschreibt es Angelegenheiten, die von der Religion als schlecht angesehen werden und denen sich der Mensch fernhalten sollte. Jedoch besteht kein verbindlicher und ausreichender Beweis für ein bestimmtes Verbot.

13