Leibeigene/Menschen, deren Freiheit geraubt wurde
Die Leibeigenschaft (Rikab), die seit alten Zeiten besteht, ist kein Umstand, den der Islam vorsieht oder fördert. Der Islam zielte darauf hinaus, das Sklavensystem, das zu der Zeit, als der Islam offenbart wurde, in Kraft war, auf dem Tadridsch-Weg fortzuschaffen und traf hierfür grundlegende Maßnahmen. Wie auch der Gesandte Allahs (saw.) äußerte, sind alle bei Allah hinsichtlich ihrer Menschenwürde gleich und die Überlegenheit ist lediglich dadurch möglich, dass der Mensch sein Pflichtbewusstsein gegenüber Allah vertieft. (Ibn Hanbal, V, 411; al-Hudschurat, 49/13)
Der heilige Koran forderte von den Gläubigen, dass sie ihren Leibeigenen Gutes taten (an-Nisa, 4/36), empfahl ihnen, dass sie Kriegsgefangene unentgeltlich oder gegen ein Lösegeld frei ließen (Muhammed, 47/4), und erinnerte daran, dass der Freikauf von Leibeigenen, also Menschen ihre Freiheit zurückzugeben, bei Allah eine große Tugend ist. (al-Balad, 90/13) Auf diesem Wege wurde dazu angeregt, Leibeigene zu freien Individuen zu erziehen und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Um diese Wirkung zu verstärken, wurde in dieser Zeit für die Sühne von Strafen der Freikauf von Leibeigenen zu einer religiösen Verbindlichkeit erklärt. Der Prophet Muhammed (saw.), der diesbezüglich „Eure Leibeigenen sind eure Geschwister!“ (Bukhari, Iman, 22) sprach und die Muslime an die Rechte der Leibeigenen erinnerte, wies in vielen seiner Ahadithe auf die jenseitigen Errungenschaften hin, die mit der Entlassung von Leibeigenen eingehen werden. (Bukhari, `Itq, 1, 16, f.)
Für diejenigen, die ihre Freiheit mit Geld erkaufen und sich von der Leibeigenschaft befreien wollen, bietet neben der Sühneleistung (Kaffarah) auch die Zakah eine wichtige finanzielle Stütze. Dass im Koranvers betont wird, dass die Leibeigenen, die ihrer Freiheit beraubt wurden, eine der acht Gruppen bilden, an die die Zakah entrichtet werden kann, zeigt, welch große Bemühung der Islam leistete, damit versklavte Menschen ihre Freiheit erlangten.
1 Tadridsch bedeutet, dass die göttlichen Bestimmungen stufenweise verhängt werden.
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