Leugnende Bewegungen
Religionsfeindliche Bewegungen wie Atheismus, Materialismus, Positivismus und Deismus bestehen schon seit Beginn der Menschheit in unterschiedlichen Formen. Laut dem Materialismus, der zu diesen Bewegungen zählt, veränderte sich die Materie, welche sich anfangs in einem leblosen und beweglosen Zustand befand, sodass ein Teil leblos blieb, während ein anderer Teil sich in lebendige Organismen umwandelte. Zudem ereignete sich ein Übergang von der ungeordneten Stellung zu geordneten Abläufen, welche bestimmten Regeln unterliegen. Kurzum soll die Materie im Laufe der Zeit ohne den Eingriff eines Schöpfers eine Veränderung durchlebt haben.
Angesichts dieser Behauptungen kommen einem folgende Fragen in den Sinn: Wer bestimmte, welche Materie lebendig und welche leblos sein sollte? War dies die eigene Entscheidung der Materie? Wie entstanden aus einer simplen Materie Millionen von Wesen, die bestimmten Regeln unterliegen und äußerst gut miteinander harmonieren? Geschah all dies von allein?
Bekannt ist, dass alle Existenzen im Universum ihre Aufgaben problemlos erfüllen. Das Universum funktioniert wie eine kalibrierte Uhr immerfort. Der Baum ergrünt, erblüht und gibt Früchte, wenn seine Zeit kommt. Das Samenkorn unter der Erde keimt auf, sobald seine Jahreszeit herankommt. Pflanzen wachsen und geben Früchte. Kurzum weichen die Abläufe der Natur kein bisschen von ihren festgesetzten Zeitplänen ab. Die Sonne sendet ihre Wärmeenergie zur Erde. Verdunstetes Wasser steigt in den Himmel empor. Die Wolken tragen das Wasser, während der Wind sie befördert. Zahllose Wolken tragen das Regenwasser unentwegt in endlos weite Ländereien.
Wie können nun die Sonne, die Erde, das Wasser, der Baum, der Samen, die Wolke und der Wind, die allesamt bewusstlos sind, solch bewusste Werke vollführen? Wie kann es den Molekülen ohne Intelligenz, die diese Materien hervorbringen, gelingen, solch geistvolle und berechnete Werke hervorzubringen? Eine diesbezügliche Erklärung ist ohne das Einbegreifen von Allah, Der die Existenz erschafft und über sie waltet, nicht möglich. Der heilige Koran besagt hierzu:
„Er ist es, Der vom Himmel Wasser herabkommen lässt; davon habt ihr zu trinken, und davon (wachsen) Bäume, unter denen ihr (euer Vieh) frei weiden lasst…Und Er hat euch die Nacht und den Tag, die Sonne und den Mond dienstbar gemacht; und (auch) die Sterne sind durch Seinen Befehl dienstbar gemacht worden…Und Er ist es, Der euch das Meer dienstbar gemacht hat, damit ihr frisches Fleisch daraus esst und Schmuck aus ihm hervorholt, den ihr anlegt. Und du siehst die Schiffe es durchpflügen…“ (an-Nahl, 16/10-14)
Eine andere Bewegung, die das Wissen lediglich auf die Wahrheiten begrenzt, die mit den Sinnesorganen wahrgenommen werden können, und die Grundlage annimmt, nur an das Sichtbare zu glauben, ist der Positivismus. Diese Auffassung bestreitet den metaphysischen Existenzbereich und somit auch den Glauben an einen Gott. Der heilige Koran bekundet wie folgt, dass diejenigen, die derartige Behauptungen vorbringen, sich auf keinerlei Beweise stützen: „Doch gibt es unter den Menschen manchen, der über Allah ohne Wissen, ohne Rechtleitung und ohne erleuchtendes Buch streitet.“ (al-Hadsch, 22/8)
Dass der Mensch die Existenz jenseits der Materie, die außerhalb seines Erfahrungs- und Beobachtungsbereiches liegt, leugnet, ist der wissenschaftlichen Geisteshaltung fern. Denn diese Situation ähnelt der Situation eines Menschen, der in der Dunkelheit der Nacht mit einer Laterne in der Hand einen Weg entlang geht und behauptet, die Existenz bestehe lediglich aus dem erleuchteten Bereich um ihn herum. Oder auch der Umstand einer Person, die eine Information bestreitet, die sie in einem gelesenen Buch nicht findet, ähnelt dieser Situation. Hingegen könnte sie die Information in einem anderen Buch ausfindig machen.
Wie verfielen die Akzeptanten der positivistischen Gesinnung in solch einen Fehler? Diese Lage kann wie folgt erläutert werden: In den letzten Jahrhunderten machte die Menschheit mittels Experimente und Beobachtungen große Fortschritte im Bereich der Wissenschaft und der Technologie. Dies führte dazu, dass er sich in grundloser Überheblichkeit verfing. Letztendlich sprach der Mensch sein selbst erlangtes Wissen heilig und fing an, das göttliche Wissen zu leugnen. Dies ist ein Fehler, den die Menschheit schon in der Vergangenheit beging. So deutet folgender Koranvers auf diese Tatsache hin:
„Als nun ihre Gesandten zu ihnen mit den klaren Beweisen kamen, waren sie froh über das Wissen, das sie besaßen, und es umschloss sie das, worüber sie sich lustig zu machen pflegten.“ (al-Mu’min, 40/83)
Zu den Bewegungen, die Allah leugnen, zählt auch der Atheismus. Dieser bestreitet bei der Entstehung des Universums jegliche Einwirkung eines Schöpfers und glaubt an nichts anderes als an Informationen, die mit Sinnesorganen erlangt werden. Demnach soll der Kosmos zufällig auf eigene Faust entstanden sein. Auf ähnliche Weise sprechen Deisten Allah, die Offenbarung, das Prophetentum und derartige Begriffe ab und vertreten den Glauben an einen Gott, der mit dem Verstand zu erfassen ist. In ihrer Gottesvorstellung ist von einem Schöpfer die Rede, der nicht in das Universum eingreift, fern und passiv ist. Der Glaube an einen Gott, der zwar den Kosmos erschaffen hat, in diesen aber nicht eingreifen kann, erfordert letztendlich seine Leugnung. Diese Bewegungen, die ihren Ursprung im Westen finden, entstanden aufgrund von Unstimmigkeiten im Christentum, weshalb sie nicht mit dem Islam assoziiert werden sollten. Denn der Islam ist sowohl in Hinsicht auf seinen Kern als auch hinsichtlich der historischen und kulturellen Vorgänge, die er durchging, eine andere Religion.
Die aufgeführten religionsfeindlichen Bewegungen können weder das Gewissen noch den Verstand des Menschen befriedigen. Denn sie können die grundlegende Antwort bezüglich seiner Existenz nicht beantworten. Die Fragen „Wo komme ich her, was ist der Sinn des Lebens?“ können in diesen Bewegungen nicht beantwortet werden. Gar ist das Stellen solcher Fragen für sie bedeutungslos und überflüssig. Aus diesem Grund haben diese leugnenden Gesinnungen die Verarmung der menschlichen Bedeutungswelt zur Folge. Denn der Glaube an Allah und das Religionsleben sind die Hauptquellen, die dem Leben eine Bedeutung schenken. Wenn diese geleugnet werden, so verliert alles seinen Sinn. Der Mensch, das Leben und jegliche Existenz nehmen dann die Stellung einer Frage und eines Problems ein.
Der Glaube an Allah ist die Urquelle menschlicher und moralischer Werte. Die Leugnung Seiner Existenz bedeutet, dass alle guten und moralischen Taten des Menschen nichtig werden. Es bedeutet, dass alle im Namen der Vortrefflichkeit (Fadhila) vertretenen Behauptungen weggeworfen werden. Kurz gefasst bedeutet die Leugnung Allahs, dass der Mensch sich selbst in die Hoffnungslosigkeit verdammt. Dass die Freude und Aufregung des Lebens dahinschwinden. Dass das Leben schlussendlich unergiebig und dürr wird. Denn der Glaube an Allah ist die Grundquelle der grenzenlosen Hoffnung und der einzigartigen Freudenbotschaften, die sich bis in die Ewigkeit (Abadiyyah) erstrecken.
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