Nachsichtigkeit

Die Nachsicht und Duldsamkeit, die bedeuten, über die Fehler anderer hinwegzusehen und uns widerfahrenen Fehlern zu vergeben, ist eine der guten Moraleigenschaften, die der Islam befürwortet. Im heiligen Koran wird Folgendes besagt: „Wähle die Vergebung, gebiete das allgemein Gute und wende dich von der Torheit ab.“ (al-A’raf, 7/199); „die Gottesfürchtigen, die in Freude und Leid Vermögen für das Wohlgefallen Allahs ausgeben und ihren Grimm zurückhalten und den Menschen verzeihen. Und Allah liebt die Gutes Tuenden.“ (Al-i Imran, 3/134)
Jedes Individuum der Gesellschaft hat ein anderes Wesen. Dementsprechend hat es eigene Belieben und Gedanken und unterscheidet sich hinsichtlich seiner Ziele und Lebensweise von den anderen Menschen. Diese Unterschiede als normal anzusehen und sie mit Verständnis und Nachsichtigkeit zu akzeptieren, ist für den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt wichtig. Außerdem ist es auch eine Erfordernis der Nachsicht, manche negative Handlungen und kleine Fehler, auf die wir stoßen, nicht gleich zu bestrafen, sondern zu vergeben. Doch hat selbst die Nachsicht ihre Grenzen. In Fällen der Rechtsverletzung und in Situationen, in denen elementare Moraltugenden missachtet werden, zu schweigen oder gegenüber Ungerechtigkeiten und Gräueltaten nachzugeben wird nicht als Nachsicht gewertet. 
Unser geliebter Prophet sprach: „Sei nachsichtig, sodass auch du nachsichtig behandelt wirst.“ (Ibn Hanbal, I, 249) Er übte gegenüber seiner Ehefrauen, Kinder und Freunde stets Nachsicht und verzieh sogar denjenigen, die ihn und seine Nächsten tätlich angriffen. Dass er (saw.) in Medina Anhängern anderer Religionen Glaubens- und Meinungsfreiheit, Lebens- und Eigentumssicherheit gewährte, ist eines der überragenden Beispiele seiner Nachsicht. 

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