Sifatu Thubutiyya (Allahs absolute Eigenschaften)

Während die Sifatu Dhat die Eigenschaften beschreibt, die Allah nicht zugeschrieben werden dürfen, legen die Sifatu Thubutiyyah (Allahs absolute Eigenschaften) die Eigenschaften dar, die Er besitzen muss. Dies sind Eigenschaften, die zu Seinem Wesen gehören und deren Trennung von Allah unvorstellbar ist. Sie zeigen Seine Erhabenheit und Vollkommenheit auf.
a. Leben (Hayat): Allah ist lebendig, Er ist Derjenige, Der endlos im Besitz von Leben ist. Sein Leben hat weder einen Anfang noch ein Ende. Der Mensch bedarf für die Fortführung seines Lebens verschiedener Umstände wie Zeit, Umfeld, Versorgung und Organe. Dies gilt jedoch nicht für Allah. 
Diese Eigenschaft erwähnen wir am Anfang des Ayat al-Qursi, das nach den Ritualgebeten rezitiert wird. (al-Baqara, 2/255) Im Grunde genommen werden in diesem Vers viele Eigenschaften Allahs erwähnt. Aus diesem Grund sollte dieser Vers bei jeder Rezitation verlesen werden, indem seine Bedeutung verinnerlicht und das Bewusstsein des Tawhid aufgefrischt wird.
Allah, der Erhabene, ist sowohl der Besitzer des endlosen Lebens als auch Derjenige, Der dem Leblosen Leben gibt. Er ist es, Der aus dem leblosen Ei das lebendige Küken und aus dem leblosen Samen einen lebendigen Baum erschafft. Aus dem Meer, dem Land und der Erde sprosst Leben auf. Jeden Moment verfallen zahllose Lebendige zu Staub und zahllose Leblose beginnen ein Leben. Der erhabene Schöpfer nimmt und gibt Leben zugleich.
„Allah ist es, Der die Körner und die Kerne spaltet. Er ist es, Der das Lebendige aus dem Toten und Der das Tote aus dem Lebendigen hervorbringt. Dies ist doch Allah – wie lasst ihr euch also abwendig machen?“ (al-A’nam, 6/95)
b. Wissen (Ilm): Allah ist im Besitz grenzenlosen Wissens. Weder etwas Verheimlichtes noch etwas Kleines oder auch Großes bleibt von Seinem Wissen ausgeschlossen. Sein Wissen ist nicht mit einer bestimmten Zeit oder einem bestimmten Ort begrenzt. Er ist sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft bis ins kleinste Detail kundig. So wie Er über das sichtbare Reich Wissen besitzt, ist er auch über das unsichtbare Reich kundig. Er ist es, Der über alle Lebewesen, noch bevor sie auf die Welt kommen, Wissen besitzt und sie formt. 
„Gewiss, vor Allah ist nichts verborgen, weder auf der Erde noch im Himmel. Er ist es, Der euch im Mutterleib gestaltet, wie Er will…“ (Al-i Imran, 3/5-6)
Ein Buch zeigt die Tiefe des Wissens seines Verfassers auf. Ein technologisches Gerät stellt den Horizont der Kenntnisse des Konstrukteurs dar, der es entwarf. Wiederum widerspiegelt ein Gemälde die künstliche Intelligenz seines Malers. Auf die gleiche Weise erinnert das ganze Universum, von den leblosen bis zu den lebendigen Wesen, von der Zelle bis zum Atom, von einem kleinen Teilchen bis über die ganze Galaxie, an den Besitzer des einzigartigen Wissens. Alles wurde mit solch einer perfekten Planung, nach solch einem detaillierten Maß und mit solch feinfühliger Weisheit geformt… Von der Ameise über die Biene, vom Schmetterling bis hin zur Spinne, fangen die kleinsten Lebewesen gleich nach ihrer Geburt mit ihrer Arbeit an. Wie erlangen nun diese unverständigen Lebewesen das Wissen über ihre Lebensweise und ihre Arbeit? Diese Tatsachen, auf die hier nur grob eingegangen wird, zeugen vom Allweisen, der im Besitz unvergleichlichen Wissens ist:
„Allah weiß, was in die Erde eindringt und was aus ihr herauskommt; was vom Himmel herabkommt und was dorthin aufsteigt. Und Er ist der Barmherzige und Allvergebende.“ (Saba, 34/2)
Allah weiß nicht nur über die einzelnen Taten der Menschen Bescheid, sondern auch über ihre Gedanken und Absichten, die sie nicht in Taten umsetzten. (al-Mulk, 67/13) Sein Wissen umfasst nicht nur die Geschehnisse in der Natur, sondern auch alle Gedanken und Taten des Menschen. Folgender Koranvers legt die Wahrheit dar:
„Siehst du nicht, dass Allah alles weiß, was in den Himmeln und was auf der Erde ist? Es gibt kein vertrauliches Gespräch zwischen dreien, ohne dass Er ihr vierter wäre, und keines zwischen fünfen, ohne dass Er ihr sechster wäre, und auch nicht weniger oder mehr als dieser (Zahl), ohne dass Er mit ihnen wäre, wo immer sie sein mögen. Hierauf tut Er ihnen am Tag der Auferstehung kund, was sie getan haben. Gewiss, Allah weiß über alles Bescheid.“ (al-Mudschadila, 58/7)
c. Hören (Sami‘): Allah hört und vernimmt alles. Er hört, was kein anderes Ohr hört. Sein Hören hat keine Grenzen, wie es beim Menschen der Fall ist. 
Ein Muslim, der weiß, dass sein Herr alles hört, achtet auf sein Gerede. Er redet auf die beste Art und Weise, indem er sich jeglicher Nachrede, Beleidigung, Lüge, Verleumdung und Verspottung enthält. Er spricht entweder Vorzügliches und Gutes oder schweigt und hört zu. Der Koran macht wie folgt auf diese Tatsache aufmerksam:
„Oder meinen sie, dass Wir ihre Geheimnisse und ihre vertraulichen Gespräche nicht hören? Nein, so ist es nicht…“ (az-Zuhruf, 43/80)
Während er betet, weiß der Muslim, dass sein Herr ihm sehr nahe ist und ihn erhört. Er spürt, dass er mit seinem Herrn spricht und fleht mit diesem Bewusstsein. Wiederum spricht er bei jedem Ritualgebet, während er sich von der Ruku’ aufrichtet, „Sami’Allahu li-men hamidahu“ (Allah erhört den, der Ihn verehrt).  Mit dieser Aussage bringt er zum Ausdruck, dass Sein Schöpfer alle Lobpreisungen, die er Ihm zuwendet, hört und findet somit seelischen Frieden.
d. Sehen (Basar): Allah sieht alles. So wie all seine anderen Eigenschaften, ist auch sein Sehen ohnegleichen. Es kann nicht mit dem Sehen der Lebewesen verglichen werden. Er sieht alles im Universum und im menschlichen Reich Geschehende zur gleichen Zeit. Kein Detail bleibt Ihm geheim.
Wir können nicht wissen, wie Allah alles sieht, hört und weiß. Eines wissen wir: Kein Ohr hört, wie Er hört. Kein Auge sieht, wie Er sieht. Kein Verstand weiß, wie Er weiß. 
Eigenschaften Allahs wie das Sehen, Wissen, kundig Sein, rufen Folgendes in Erinnerung: Es gibt einen Schöpfer, Der alles, was wir tun, sieht, hört und weiß. Dementsprechend wird sowohl jede Wohltat als auch jede Übeltat eine Erwiderung bekommen.
Mit diesen Eigenschaften umfasst Allah unser Inneres und Äußeres, unsere Gedanken und Taten, also unsere ganze materielle und immaterielle Existenz. Folglich wissen wir, dass Er in jedem Moment mit uns ist. Unser Herr ist immer zu unserer Seite; Er erhört uns, wenn wir flehen, Er sieht uns, wenn wir gute Werke vollbringen, und Er lässt keine vorzügliche Tat ohne Lohn unerwidert. 
Eine solche Verbindung zu Allah ist wohl die größte Gabe, die dem Menschen auf dieser Welt zuteilwerden kann.
„…Und Er ist mit euch, wo immer ihr auch seid. Und was ihr tut, sieht Allah wohl.“ (al-Hadid, 57/4)
„Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine Triebseele einflüstert. Denn Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader.“ (Qaf, 50/16)
Folgende Frage kann dem Menschen in den Sinn kommen: Wie ist es möglich, dass ein einziger Herr alles im endlosen Universum sieht, weiß und erschafft? Der Mensch stellt diese Frage, weil er Allah regelrecht mit sich selbst gleichsetzt und Ihn mit seiner beschränkten Wahrnehmung und Auffassung einzuschätzen versucht. Diese Frage kann wie folgt beantwortet werden: Die Sonne erleuchtet mit ihren Strahlen die Welt. Vom kleinsten bis zum größten, von den leblosen bis hin zu den lebendigen beweisen alle Wesen mit ihr ihre eigene Existenz. Mit ihr wird der Himmel blau. Mit ihr ergrünen die Blätter. Mit ihr glänzen die Augen. Und mit ihr erheitern die Herzen. Mit ihr wird das Wasser zum Regen und mit ihr wird die Erde lebendig. Kurzum gibt es nichts, das die Sonne nicht erleuchtet.
Wie bei diesem Vergleich umfassen auch die Eigenschaften Allahs alle Existenzen auf der Welt. Unter Beachtung dessen, dass Seine Eigenschaften mit keiner Existenz zu vergleichen sind und weder Grenzen noch ein Ende haben, so ist es besser zu begreifen, wie diese Eigenschaften sich in allem widerspiegeln.
e. Macht (Qudrah): Allah ist im Besitz grenzenloser Macht. Er hat die Macht, alles, das Er wünscht, zu tun. So wie Er die Atome und Zellen, die nicht mit dem Auge zu sehen sind, erschaffen hat, ist Er auch der Schöpfer der zahllosen Planeten und Galaxien. So wie Er die verschiedensten Insekten erschuf, ist Er auch Der, Der das Küken im Ei erschafft.
Für Allah besteht kein Unterschied zwischen dem Schöpfen eines Schmetterlings und dem Schöpfen von unzähligen Lebewesen. Für Ihn ist das Schöpfen einer Bakterie und das Erschaffen von Milliarden von Planeten gleich. So wie Sein Wissen alles umfasst, umfasst auch Seine Allmacht alles. Er ist es, Der wie Er das Leben nimmt, auch wieder auferstehen lassen wird. Dies wird in folgendem Koranvers besagt:
„Bedenken sie denn nicht, dass Allah, Der die Himmel und die Erde erschaffen hat und bei ihrer Erschaffung nicht ermüdet ist, auch die Macht hat, die Toten wieder lebendig zu machen? Ja doch, gewiss, Er hat zu allem die Macht.“ (al-Ahqaf, 46/33)
Dass Allah der Besitzer endloser Macht und Kraft ist, ist für den Menschen eine unübertreffliche Quelle des Wohlgefühls und der Zufriedenheit. Denn er ist auf dieser Welt nicht allein. Im Gegenteil, er hat Seinen Herrn, Der ihm sowohl auf der Welt als auch im Jenseits geben kann, was er sich wünscht. Wenn dem so ist, warum sollte er seine Zuflucht dann nicht bei dieser Allmacht suchen, warum sollte er seine Kraft nicht von Allah schöpfen?
f. Willen (Iradah): Allah ist Der, Der erwünscht und bezweckt. Es gibt keine Kraft, die Ihm entgegensetzen oder Ihn beschränken könnte, wenn Er etwas zu tun erwünscht. 
Ohne den Willen Allahs kann kein einziges Lebewesen entstehen oder vergehen. Ohne Seinen Willen kann weder ein Regentropfen fallen noch ein Blatt sich regen. Außerhalb Seines Willens kann weder ein Gewächs ergrünen noch eine Blume erblühen. Vom Vogel, der im Himmel fliegt, bis hin zum Fisch, der im Wasser schwimmt, über das Lebewesen, das in der Erde kriecht, bis zur Biene, die Honig macht, gehen alle Lebewesen diesen Arbeiten mit dem Willen Allahs nach. 
Das ganze Universum führt seine Existenz im Rahmen der Naturgesetze fort. Die Welt umkreist die Sonne; Wässer verdampfen; Jahreszeiten folgen einander; die Samen platzen und keimen auf. Unzählige Werdegänge, deren Auflisten hier nicht möglich ist, sind an bestimmte Gesetze gebunden. Die Einordnung all dieser in die Ordnung der Natur und ihr Funktionieren geschieht auf Wunsch und mit dem Willen Allahs. 
So hängt auch unsere biologische und psychologische Existenz vom Willen Allahs ab. Jedes Häppchen, das wir in unsere Münder führen, jeder Schluck Wasser, den wir trinken, jeder Atemzug, den wir nehmen, jede Blume, die uns entzückt, und so manch weitere Gaben, die unser Leben verschönern. Hinwieder erwünscht es Allah, dass wir unser Leben lang von diesen Gaben profitieren. Folgender Koranvers bringt diese Tatsache zum AusDruck: Önka Kağıt Ürünleri İml. Matb.
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„Wenn Allah dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner beheben außer Ihm. Und wenn Er für dich etwas Gutes will, so kann keiner Seine Huld abhalten. Er trifft damit, wen Er will von Seinen Dienern. Er ist der Allvergebende und Barmherzige.“ (Yunus, 10/107)
g. Sprache (Kalam): Allah besitzt die Eigenschaft zu sprechen, also zu Wort zu kommen. Das Gegenteil ist ohnehin undenkbar. Denn dies würde eine Unfähigkeit, eine Inkompetenz bedeuten. Hingegen stellt Er, so wie es auch bei Seinen anderen Eigenschaften der Fall ist, auch bei Seiner Eigenschaft der Sprache die Vollkommenheit und Perfektion dar.
„Und wenn auch jeder Baum auf der Erde ein Schreibrohr wäre und das (gesamte) Meer und danach sieben weitere Meere als Nachschub Tinte wären, würden die Worte Allahs nicht zu Ende gehen…“ (Luqman, 31/27)
Allah, der Erhabene, verkündete Seine Botschaften im Laufe der Geschichte mithilfe der Propheten dem Menschen und sprach in diesem Sinne mit ihm. Dies nennen wir Offenbarung (Wahiyy). Der Koran ist der letzte Appell an den Menschen, der auf diesem Wege getätigt wurde. Mit diesem Appell wurde der Mensch ein weiteres Mal an seinen Schöpfungsgrund erinnert.
h. Schöpferkraft (Takwin): Allah ist der Schöpfer. Alles Lebendige und Leblose wurde von Ihm erschaffen. Er ist es, Der die ganze Existenz anfänglich erschuf und weiterhin erschafft. Wie auch in diesem Koranvers bekannt gegeben wird:
„Und Er ist es, Der die Schöpfung am Anfang macht und sie hierauf wiederholt. Dies ist für Ihn noch leichter (als die erste Schöpfung). Er hat die höchsten und einzigartigsten Eigenschaften in den Himmeln und auf der Erde…“ (ar-Rum, 30/27)
Die Schöpfung ist voller Wunder. Viel­leicht kann der Mensch nicht über die anderen Lebewesen nachdenken. Doch betrachtet er seine eigene Schöpfung, so wird er sofort die zahllosen Gaben Allahs an ihn erkennen. Mit seiner biologischen und psychologischen Beschaffenheit ist der Mensch eine ausgezeichnete Schöpfung. Der Mensch wird aus einer Zelle erschaffen, die so klein ist, dass sie mit dem Auge nicht sichtbar ist. Doch Schritt für Schritt entwickelt er sich zum am besten ausgestatteten Einzelwesen des Universums. Jeder Mensch wird in seinem Umfeld hunderte Male Zeuge dieses Wunders. Die Schöpfung wiederholt sich vom ersten Menschen bis zum heutigen Tag. Der Mensch führt seine Existenz dank dieser unübertrefflichen Barmherzigkeit weiter. Er setzt sein Leben umgeben von der Gunst und Gnade Allahs (Rahmat) fort. Die wichtigste Lehre, die der Mensch aus der Takwin-Eigenschaft Allahs zu ziehen hat, ist die Erforderlichkeit über die eigene Schöpfung nachzudenken. Der untere Koranvers macht folgende Erinnerung:
„Oh Mensch! Was hat dich hinsichtlich deines edelmütigen Herrn getäuscht, Der dich erschaffen und zurechtgeformt und wohlgebildet gemacht hat, und dich, in welcher Gestalt Er wollte, zusammengefügt hat?“ (al-Infitar, 82/6-8)

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