Vom Imsak zum Iftar…

Eine Person, die mit Aufrichtigkeit für das Wohlgefallen Allahs zu fasten beabsichtigt, verrichtet die Ibadah des Fastens, indem sie von der Imsak-Zeit bis zur Iftar-Zeit die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sowie den Geschlechtsverkehr unterlässt. Imsak beschreibt die Zeit, in der das Unterlassen der Verbote des Fastens beginnt. Das bedeutet, dass Imsak die Zeit der Morgendämmerung ist - ab dieser Zeit endet die Gebetszeit des Salah al-Ischa (Ritualgebet zur Nacht) und die Gebetszeit des Salah al-Fadschr (das Ritualgebet am Morgen) beginnt. Daneben bedeutet Imsak, dass das Sahur1 endet und das Fasten beginnt. (Kommission, Ilmihal, I, TDV Yay., Ankara, 2005, S. 381)
Im Islam zählt es als Mustahab (erwünscht), dass die Fastenden vor der Morgendämmerung, also vor der Imsak-Zeit, zur Sahur-Zeit aufstehen und eine Mahlzeit zu sich nehmen. Dies ist zugleich eine der Sunnah des Propheten Muhammed. Er verkündete „Nehmt das Sahur ein, denn im Sahur liegt Segen und Fülle.“ (Muslim, Siyam, 45) Zur Sahur-Zeit aufzustehen und etwas zu essen führt zum einen dazu, dass die fastende Person am nächsten Tag fitter ist, und zum anderen dazu, dass sie in dieser Zeit wach ist und von ihr profitieren kann. Mit der Mahlzeit zum Sahur kommt die ganze Familie zusammen, es herrscht eine besondere Atmosphäre der Ramadan-Freude und der Segen des Ramadan füllt die Häuser. Der Gesandte Allahs verkündete, dass der größte Unterschied zwischen dem Fasten der Muslime und dem Fasten der Ahl al-Kitab2 das Aufstehen zum Sahur ist. (Muslim, Siyam, 46) Er und seine Gefährten bemühten sich darum, für das Sahur aufzustehen. 
Die Ibadah des Fastens, welche mit der Imsak-Zeit beginnt, endet mit der Iftar-Zeit. Iftar beschreibt die Zeit, in der mit dem Untergang der Sonne die Verbote des Fastens aufgehoben werden. Die Muslime, die mit dem Adhan/Gebetsruf zum Salah al-Maghrib (Ritualgebet am Abend) ihr Fasten brechen, erleben die Freude der Verrichtung ihrer Glaubenspraxis. Diese Freude, die die Muslime erleben, wird sicherlich nicht nur im weltlichen Leben andauern. Denn der Gesandte Allahs sprach: „Der Mu’min (Gläubige) hat zwei Freuden: Eines ist die Freude, nachdem das Fasten zur Iftar-Zeit gebrochen wird, die andere ist die Freude (aufgrund der Belohnung) wenn er mit seinem Herrn zusammenkommt.“ (Muslim, Siyam, 163) Außerdem verheißt er den Gläubigen, die ihr Fasten brechen, Folgendes: „Gewiss gibt es zu jeder Iftar-Zeit Menschen die von Allah (vor dem Höllenfeuer) befreit werden. Dies geschieht in jeder Nacht (des Ramadan).“ (Ibn Madscha, Siyam, 2)
Der Gesandte Allahs brach sein Fasten fern von Vergeudung und Prunk mit einer äußerst bescheidenen Tafel. Er versäumte es nicht, vor dem Fastenbrechen seinem Herrn zu danken, und brach sein Fasten mit Aussagen wie „Der Durst ist vergangen, die Geäder fanden das Wasser. In scha’ Allah (so Allah will) wurde auch der Lohn des Fastens gewonnen.“ (Abu Dawud, Siyam, 22) oder „Oh Allah! Für Dein Wohlgefallen habe ich gefastet. Mit Deinen Gaben habe ich mein Fasten gebrochen.“ (Abu Dawud, Siyam, 22) Nachdem er gegessen hatte, betete er in der Form von „Mögen die Fastenden bei euch ihr Fasten brechen, mögen die Guten von euren Speisen essen und mögen die Engel Gnade für euch erbitten.“ (Abu Dawud, At’ima, 54)
Durch das Teilen der Iftar Mahlzeiten mit anderen und insbesondere mit hilfsbedürftigen Menschen, können wir den Segen und Überfluss des Ramadan verspüren. Dann können wir die Mahlzeiten, welche dem Geist und der Atmosphäre des Ramadan ziemen, im wahrsten Sinne genießen sowie die Gnade und Gunst unseres Herrn erhalten. Den Weg hierfür zeigte der Gesandte Allahs wie folgt auf: „Derjenige, der einen Fastenden zum Fastenbrechen bewirtet, erlangt nochmals Sawab (Allahs Lohn) in der Menge des Lohns der Person, die er zum Iftar bewirtet.“ (Tirmidhi, Sawm, 82)


1 Sahur bezeichnet die Mahlzeit, welche vor dem Imsak in der Nacht verzehrt wird. 

2 Als Ahl al-Kitab werden diejenigen bezeichnet, die an die Bücher, die Allah Seinen Propheten sandte, glauben. 

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