Warum wurden die Engel erschaffen?
Allah ist der Schöpfer allen Seins im Universum. Die Herrschaft und Leitung über die Geschöpfe gehört Ihm. (al-A’raf, 7/54) Bei der Bewerkstelligung der Ordnung des Universums benötigt Er weder eine andere Existenz noch einen Helfer. So deutet die Schöpfung der Engel nicht etwa auf einen Mangel Seiner Kraft oder auf eine Bedürftigkeit auf diese Wesen hin. Denn Allah ist as-Samad, also Der, Der auf nichts angewiesen ist und auf Den alles angewiesen ist. (al-Ihlas, 112/2)
Jeder Engel ist dazu verpflichtet, die ihm aufgelegten Aufgaben zu vollbringen. Während ein Teil der Engel dazu beauftragt sind, die Taten der Menschen festzuhalten, gibt es auch Engel, die lediglich die Bayt-i Ma’mur1 umrunden müssen. Wiederum andere sind im Paradies oder in der Hölle beauftragt. Die Gemeinsamkeit all dieser Engel ist, dass sie durch die Erfüllung der ihnen gegebenen Aufgaben ihre Dienerschaft für Allah zum Ausdruck bringen. Dies bedeutet, dass die primäre Aufgabe der Engel die Dienerschaft, Lobpreisung und Danksagung zu Allah ist. So verkündet Allah, dass die Engel damit beschäftigt sind, Ihn ohne Ermüdung Tag und Nacht zu lobpreisen. (al-Anbiya, 21/20) Dass manche Engel bestimmten besonderen Aufgaben nachgehen, gehört wieder zum Umfang ihrer Folgsamkeit und Dienerschaft für Allah.
Allah, der Erhabene, erschuf kein einziges Wesen im Universum ohne Grund. Von den einzelligen Lebewesen bis hin zu den Engeln bewegen sich alle Wesen im Universum im Rahmen der an sie gerichteten Gebote. Jedoch ist es für den Mensch nicht möglich, alle Zwecke, Gründe und Weisheiten der Schöpfung von Wesen zu wissen. Ohnedies trug Allah dem Menschen solch eine Verpflichtung nicht auf. Trotz allem versucht der Mensch mit dem ihm gegebenen Verstand die Weisheit hinter den Wesen und Dingen im Universum zu erfassen und zu verstehen. In vielen Versen des heiligen Korans wird dazu aufgefordert, die Geschehnisse in unserem Umfeld zu betrachten, von diesen Lehren zu ziehen und über ihre Schöpfung nachzudenken.
Jede Schöpfung birgt eine Hikmah2. Manchmal kann der Mensch mithilfe seines Verstandes die Hikmah mancher Dinge beurteilen. Jedoch wäre es falsch zu sagen, dass diese Schlussfolgerungen das Ziel Allahs sind. Denn die Hikmah ist für den Menschen eine Angelegenheit des Ghayb, also des Verborgenen, über den der Mensch kein Wissen besitzt.
Dass der Mensch im Maße seiner Kraft die Beschaffenheit oder Wahrheit der Angelegenheiten und Dinge versteht, wird als Hikmah bezeichnet. Die Hikmah hingegen, die außerhalb des Kontrollbereichs der Kraft und Macht des Menschen liegt, wird als „göttliche Hikmah“ definiert. (Kutluer, Ilhan, „Hikmet“, DIA, XVII, 503-511) In diesem Rahmen gehört auch die Schöpfung der Engel in den Bereich der göttlichen Hikmah. Es ist möglich, sich Gedanken über die Engel zu machen, ob die Schlussfolgerungen jedoch zutreffend sind oder nicht, ist eine Sache, die nur Allah wissen kann.
1 Bayt-i Ma’mur ist die Gebetsstätte, die sich in der siebten Stufe des Himmels befindet und von Engeln umrundet wird.
2 Hikmah ist der Grund, der den Menschen nicht bekannt ist und dessen Mysterium vom Verstand nicht begriffen werden kann.
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