Was bedeutet Inkar (Leugnung)?

Inkar (Leugnung) bedeutet, die Angelegenheiten, die der Prophet bezüglich der Religion kundgibt, abzustreiten. Allah stellte den Menschen im Glauben oder in der Leugnung frei. Dies ist zugleich die Prüfung des Menschen auf der Welt. So bestimmte Allah das Schicksal des Menschen. Jedoch ist Er nicht damit einverstanden, dass der Mensch in die Leugnung abdriftet. (az-Zumar, 39/7)
Schon ab dem Anfang der Menschheitsgeschichte gab es Leugnende. Dass der Schöpfer aller Dinge nicht mit den Sinnen wahrzunehmen ist, konnte als Grund zur Leugnung vorgeführt werden. Selbstverständlich ist dies ein recht schwaches Argument. Denn der Nutzbereich der Augen und der Ohren ist begrenzt. Mit diesen kann der Mensch lediglich die materielle Existenz wahrnehmen. Und selbst diese kann er nur beschränkt wahrnehmen, denn er kann nicht alles auf der Welt sehen oder hören. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, Allah, Der metaphysisch existiert, mit dem Auge oder dem Ohr zu erfassen. Hingegen kann der Mensch, indem er das Wissen, welches er durch diese Organe erlangt, mit seinem Gedankengut und seinen Erfahrungen bündelt, zur Vorstellung eines Gottes gelangen.
Im Hinblick auf den Glauben an einen Gott ist es wichtig, dass der Mensch nicht voreingenommen ist. Wenn er sich dem diesbezüglichen, reichhaltigen Wissensbestand aufgeschlossen nähert, so wird er einsehen, dass dieser Glaube der Wahrheit (Haqiqah) entspricht.
Im Grunde besitzt der Mensch die Neigung, an eine göttliche Existenz zu glauben. Im Laufe der Geschichte gab es allerdings stets Menschen und Völker, die diesen Glauben bestritten. Der heilige Koran befasst sich mit diesen Personen und stellt ihnen folgende entscheidende Frage:
„…Gibt es denn einen Zweifel über Allah, den Erschaffer der Himmel und der Erde?…“ (Ibrahim, 14/10)
„Oder sind sie etwa aus dem Nichts erschaffen worden, oder sind sie (gar) selbst die Schöpfer? Oder haben sie (etwa) die Himmel und die Erde (also die Schöpfung) erschaffen? Nein! Vielmehr sind sie nicht überzeugt.“ (at-Tur, 52/35-36)
Zu leugnen, dass der Kosmos einen Schöpfer hat, ruft ein unlösbares Problem hervor. Denn in diesem Fall gäbe es drei Möglichkeiten: Erstens, „der Kosmos wurde nicht erschaffen, er hat keinen Anfang“. Zweitens, „der Kosmos hat sich selbst erschaffen“. Drittens, „der Kosmos wurde vom Menschen erschaffen“.
„Der Kosmos wurde nicht erschaffen“ zu sagen, ist ein Widerspruch. Denn in diesem Fall lautet die Behauptung: Eine einwandfrei ablaufende Fabrik könnte auch ohne Handwerker, ein bis ins kleinste Detail durchdachter Computer könnte auch ohne Ingenieur und ein fabelhaft schönes Gemälde könnte auch ohne Künstler entstehen.
Auch die Aussage „der Kosmos hat sich selbst erschaffen“ ist unakzeptabel. Denn von den oben angeführten Beispielen ausgehend würde dies bedeuten, dass die Fabrik, der Computer und das Kunstwerk sich selbst hervorbringen könnten. In diesem Fall kommt folgende Frage in den Sinn: Wie kann etwas, das selbst nicht existiert, sich selbst hervorbringen?
So ist auch die Aussage „der Kosmos wurde vom Menschen erschaffen“ wie die anderen Behauptungen widersinnig. Denn der Mensch herrscht nicht einmal über die Gesamtheit seines eigenen Lebens. Weder die Entscheidung über seine Geburt und seinen Tod noch die Bestimmung seiner biologischer und physiologischer Beschaffenheit liegen in seiner Hand. Wie zu sehen ist, besitzt keiner dieser Behauptungen bezüglich der Erschaffung des Kosmos einen akzeptablen Aspekt.

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