Was ist Schirk?
Schirk1 ist das Gegenteil des Tawhid. Schirk bedeutet, Allah andere beizugesellen. Ein Muschrik hingegen ist eine Person, die Allah andere beigesellt. Allah beizugesellen bedeutet, daran zu glauben, dass ein Teilhaber oder Seinesgleichen existiert. Die größte Sünde, die gegen Allah begangen werden kann, ist Schirk.
Der erhabene Schöpfer verkündet, dass er einem Muschrik, der vor seinem Tod keine Reue bekundet, nicht vergeben wird und dass solch eine Person nicht in das Paradies eintreten wird. Zweifellos steht die Tür der Reuebekundung (Tawbah) wie auch bei anderen Sünden auch bei dieser für den Sündigenden offen.
In den diesbezüglichen Koranversen wird besagt:
„Allah vergibt gewiss nicht, dass Ihm (etwas) beigesellt wird. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will…“ (an-Nisa, 4/48)
„…Fürwahr, wer Allah (etwas) beigesellt, dem verbietet Allah das Paradies, und dessen Zufluchtsort wird das Feuer sein…“ (al-Ma’ida, 5/72)
Warum ist Schirk die größte Sünde? Weil hier die direkte Beraubung des Rechts Allahs vorliegt. Schirk kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Einer davon ist, Allah in Seiner Existenz andere beizugesellen. Also daran zu glauben, es würde eine Ihm ähnelnde, gleiche, helfende, rivalisierende Existenz geben. Dies wird großer Schirk genannt. Beispielsweise glaubten Christen anfänglich an den Tawhid, also die Einheit und Einzigartigkeit Allahs. Jedoch schrieben sie manche Seiner Eigenschaften im Laufe der Zeit anderen Existenzen zu und vergöttlichten Jesus sogar. Sie nannten drei göttliche Existenzen: Vater, Sohn und den Heiligen Geist.
Die übertriebene Ehrerbietung gegenüber Menschen ist eine andere Art des Schirk. Der Gesandte Allahs stimmte nicht einmal dem zu, dass ihm übermäßiger Respekt erwiesen wurde und warnte die Menschen in dieser Hinsicht: „Preist mich nicht so, wie die Christen Isa (Jesus), den Sohn Maryams (Marias) auf übertriebene Weise priesen. Ich bin lediglich der Diener Allahs. Sagt aus diesem Grund Allahs Diener und Gesandter (zu mir).“ (Bukhari, Anbiya, 48)
Dieses Verhalten des Propheten Muhammed (saw.) stellt folgendes Maß: Kein Mensch besitzt den Rang eines Propheten. Wenn nicht einmal einem Propheten ein übermenschlicher Platz beigemessen werden darf, so sollten auch jegliche Verhaltensweisen, die andere Menschen heiligen, unterlassen werden.
Die Ehrerbietung und der Respekt, die gegenüber Allah erwiesen werden müssen, dürfen keinem anderen entgegengebracht werden. In diesem Rahmen verschafft die Gebundenheit an den Tawhid dem Menschen einerseits Persönlichkeit und Selbstachtung, und schützt ihn andererseits vor dem Verrohen und davor, eines anderen Menschen Diener zu sein.
Als Muslime sind wir dazu verpflichtet, unsere diesbezüglichen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen stets zu überprüfen. So wie wir gegenüber den Lebenden maßvoll zu handeln haben, sollte diese Sensitivität auch gegenüber Grabdenkmalen und Gedenkstätten von besonderen Menschen eingehalten werden. Diese sollten besucht werden, um von den vergangenen Leben der dort Liegenden Lehren zu ziehen. Und nicht etwa, um voller Erwartung zu ihnen zu flehen. Denn wir legen unsere Wünsche und Bedürfnisse einzig und allein Allah dar.
Muslime glauben daran, dass lediglich die Propheten vor Sünden geschützt und rein sind. Folglich kann eine Person im Besitz von Taqwa2 und hervorragend sein. Die Menschen können auch von ihrer überlegenen Moral (Ahlaq) und ihrer beispielhaften Persönlichkeit profitieren. Doch bedeuten all diese Vorzüge nicht, dass diese Person von Fehlern und Sünden geschützt ist. Denn niemandem wurde die Errettung garantiert. Allah ist der Einzige, der Seine Diener wahrhaftig kennt.
Der Muslim nimmt keine Haltung ein, in der er eine Person, die er respektiert, übermäßig verherrlicht. Er sieht ihre Gedanken, Verhaltensweisen und taten nicht als fehlerlos an. Auch nimmt er sie nicht als eine Person an, die sowohl ihr weltliches als auch ihr jenseitiges Leben abgesichert hat und gegenüber der keine Einwände erhoben werden können.
1 Schirk bedeutet, einer anderen Existenz neben Allah, dem Schöpfer und Herrscher des Universums, Göttlichkeit zuzuschreiben.
2 Taqwa beschreibt die Sorgfalt hinsichtlich der Einhaltung von religiösen Geboten und der Enthaltung des Verbotenen und von Sünden.
11