Das Individuum
Die Reinheit des Herzens
Allah, der Erhabene, verkündet: „Bei der Sonne und ihrer Morgenhelle und dem Mond, wenn er ihr folgt, und dem Tag, wenn er sie erscheinen lässt, und der Nacht, wenn sie sie überdeckt, und dem Himmel und Dem, Der ihn aufgebaut hat, und der Erde und Dem, Der sie ausgebreitet hat, und einer (jeden) Triebseele (Nafs) und Dem, Der sie mit bestimmten Begabungen zurechtgeformt hat und ihr dann das Gute und die Übelkeiten eingegeben hat! Wohl ergehen wird es demjenigen, der sie (vom Übel) läutert, und enttäuscht sein wird, wer sie (im Übel) verkümmern lässt.“ (asch-Schams, 91/1-10)
In Wirklichkeit sind es die Innenwelt, die Gefühle und Gedanken der Person, die ihre Handlungen lenken und formen. Insbesondere hinsichtlich des guten Ahlaqs wird ersichtlich, dass die Handlungen des Menschen auf die Willenskraft (Iradah) zurückzuführen sind. Diese Willenskraft bestimmt, ob unsere Handlungen gut oder schlecht sind. Die Mahnung des Propheten (saw.) die „Gebt Acht, der Mensch trägt ein Organ in sich, wenn dieses gesund ist, so ist sein ganzer Körper gesund, wenn es jedoch verdirbt, so verdirbt der ganze Körper. Gebt Acht, dies ist das Herz.“ (Bukhari, Iman, 39, Muslim, Musaqah, 107) lautet, ist von großer Bedeutung. Gemäß der Tatsache, dass „das Herz das ausströmen lässt, was es in sich trägt“, werden die Handlungen der Person so schön und gut sein, wie gut auch seine Innenwelt ist. Die Aussage des Propheten „Wenn eine Person bei einer guten Tat Freude und bei einer schlechten Tat Trauer empfinden kann, so ist sie ein Mu’min (Gläubiger).“ (Ibn Hanbal, IV, 399) zeigt die Wichtigkeit des Herzens und des Gewissens auf.
Es ist unvorstellbar, dass ein Muslim sich „Es weiß ja sowieso niemand, was ich denke, was ich plane und welche Gefühle ich in meinem Herzen berge“ denkt und schlechte Gedanken hegt. Denn eine gläubige Person weiß, dass Allah den Gefühlen und Gedanken, die sie in ihrem Herzen trägt, Kundig ist. Auch ist sie sich dessen bewusst, dass schlechte Gefühle wie Groll, Hass und Missgunst, die im Herzen empfunden werden, mit der Zeit die Handlungen der Person beeinflussen und sie zum Üblen verleiten werden. Andererseits werden gute Gefühle und Gedanken, die die Person in ihrem Herzen trägt, sowohl ihre Innenwelt als auch ihre Handlungen verschönern. Selbst vollzogene Wohl- und Übeltaten, gewinnen gemäß der Absicht, die die Person hegt, an Bedeutung. Der Hadith „Verrichtete Taten werden nach ihren Absichten gewertet.“ (Bukhari, Badu’l-Wahiyy, 1) macht kund, dass das Entscheidende die Absicht, der Sinn und der Gedanke ist. Demnach wird Allah den Muslim, der zwar eine Wohltat zu vollziehen wünscht, dies aber nicht verwirklichen kann, aufgrund seines guten Vorhabens belohnen. Das gleiche gilt auch für eine heuchlerische Person, die etwas zur Schau stellt. Wenn eine Person, Taten, die von außen als gut gewertet werden - wie das Ritualgebet zu verrichten, zu fasten, Menschen zu helfen -, nicht von Herzen und um Allahs Liebe zu erlangen vollzieht, sondern weil sie die Menschen scheut oder weil sie ihre Anerkennung erlangen will, so sind ihre Taten bei Allah wertlos.
So wie der Koranvers „An dem Tag (am Jüngsten Tag), da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allah mit heilem (reinem) Herzen kommt.“ (asch-Schu’ara, 26/88-89) aufzeigt, ist die Reinheit des Herzens ein Anzeichen dafür, dass die Person bei Allah wertvoll ist. In diesem Fall sollten die Muslime mit dem Bewusstsein handeln, dass alle Muslime Geschwister sind und sich darum bemühen, sich mit aufrichtigen Gefühlen zu lieben, einander zu helfen, ihr Leid zu teilen und für jeden gute Gedanken zu pflegen, vergebend, freundlich und schmeichelnd zu sein sowie sich von Vorurteilen, üblen Gefühlen und Gedanken fernzuhalten. Kurz gefasst sollte der Muslim in der Lage sein, seine negative Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Der Prophet (saw.) sprach: „Allah schaut nicht auf euer Aussehen und euren Besitz, sondern auf eure Taten und eure Herzen.“ (Muslim, Birr, 34). Er betonte, dass das, was in der Religion zählt, die Aufrichtigkeit und Innigkeit ist. Es sollte nicht vergessen werden: „Allah nimmt lediglich die Tat an, die mit Aufrichtigkeit und unter der Berücksichtigung Seines Willen vollzogen wird.“ (Nasa’i, Dschihad, 24)
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