Der schöne Ahlaq gegenüber dem Umfeld
Im Umfeld befindet sich der Mensch zusammen mit allen lebendigen und leblosen Existenzen. Die Beziehung des Menschen zu seinem Umfeld beginnt ab dem Moment seiner Geburt. Der Säugling, der, sobald er das Licht der Welt erblickt, seine Mutter aufsucht, wendet sich den Existenzen zu, auf die er für die Fortführung seines Lebens angewiesen ist. Mit dem Wachstum des Kindes variiert auch seine Kontaktaufnahme mit seinem Umfeld. Zugleich mehren sich seine Verantwortungen gegenüber den Existenzen in seinem Umfeld. Dass das Kind, das in einem Park spielt, das vorbefindliche Spielzeug nicht beschädigt, dass die Bäume und Pflanzen im Park beschützt werden, dass kein Müll auf den Boden geschmissen wird, dass nicht auf den Boden gespuckt wird und viele weitere Verhaltensweisen, die für uns gewöhnlich erscheinen, sind Beispiele des guten Ahlaqs hinsichtlich unserer Beziehung zu unserem Umfeld.
Allah, der Erhabene, verkündet im heiligen Koran: „Ihn preisen die sieben Himmel und die Erde, und wer in ihnen ist. Es gibt nichts, was Ihn nicht lobpreist; ihr aber versteht ihr Preisen nicht. Gewiss, Er ist Halim (Der, Der nicht mit Eile und Zorn handelnd bestraft) und Allvergebend.“ (al-Isra, 17/44); „Siehst du nicht, dass sich vor Allah (jeder) niederwirft, wer in den Himmeln und wer auf der Erde ist, und (auch) die Sonne, der Mond und die Sterne, die Berge, die Bäume und die Tiere und viele von den Menschen…“ (al-Hadsch, 22/18) In diesem Rahmen ist es unzutreffend, die Pflanzen und leblosen Wesen in unserem Umfeld als Konsumgegenstände zu verstehen. Auch wenn diese Existenzen zu unserem Nutzen erschaffen wurden, hat jedes einzelne von ihnen einen Wert. In unserer Beziehung zu unserem Umfeld sollten wir dies stets beachten.
So wie unsere Organe wie unsere Hände, Füße und Augen uns anvertraut wurden, wurden uns auch alle lebendigen und leblosen Wesen und gar die gesamte Welt anvertraut. Jeder Muslim, der sich dieser Tatsache bewusst ist, wird, wenn er eine Blume überflüssigerweise pflückt, eine harmlose Ameise tötet, die Bank, auf der er im Park sitzt, zerkratzt oder bemalt darüber nachdenken, ob diese Handlung moralisch richtig ist oder nicht. Er wird gemäß dem Rate des Propheten (saw.) davon absehen, Tieren schwere Last aufzuladen, sie zu quälen, die Pflege seiner Haustiere zu vernachlässigen oder Tiere zwecks der Unterhaltung gegeneinander kämpfen zu lassen, und die Erfordernis der Aussage „Habt mit denen auf der Erde Erbarmen, sodass die im Himmel mit euch Erbarmen haben.“ (Abu Dawud, Adab, 58) erfüllen.
Wenn die Menschen in ihren Beziehungen zum Umfeld die göttlichen Gebote und Moralregeln nicht einhalten, so wird die Weltordnung verkommen. Der heilige Koran, der unser Wegweiser ist, zeigt die historische Wahrheit dieser Tatsache wie folgt auf: „Unheil ist auf dem Festland und im Meer erschienen wegen dessen, was die Hände der Menschen erworben haben…“ (ar-Rum, 30/41)
Die Koranverse und viele der Empfehlungen des Gesandten Allahs dienen uns als Leitbild, wie wir unserem Umfeld gegenüber zu handeln haben. Der Prophet, der darauf verwies, dass die Wasserquellen, Wege und schattigen Orte, die die Allgemeinheit nutzt, nicht verschmutzt werden dürfen (Abu Dawud, Taharah, 14), erinnerte uns an die Wichtigkeit der Reinhaltung von Straßen und Gassen, Picknickplätzen, Seen, Parks und Gärten. Er verkündete, dass wenn ein Muslim einen Baum oder ein Gewächs anpflanzt und ein beliebiges Lebewesen von diesem isst beziehungsweise frisst, dies dem Muslim den Lohn einer Sadaqa einbringen wird. (Bukhari, Adab, 27) Er motivierte die Menschen auf diesem Wege dazu, ihr Lebensumfeld herzurichten und auf die beste Art und Weise zu nutzen. Der Ratschlag des Gesandten Allahs (saw.), dass das Wasser selbst dann nicht verschwendet werden darf, wenn die Person an einem Fluss die rituelle Gebetswaschung (Wudhu) vornimmt, (Ibn Madscha, Taharah, 48) bringt explizit zum Ausdruck, dass eine bewusste Konsumkultur erforderlich ist und die Nimah1 nicht verschwendet werden dürfen. Diesen Ratschläge des Islam, die die Sauberhaltung des Umfelds und den bewussten Konsum unserer Gaben betreffen, sollten in der heutigen Zeit - in der Umweltprobleme wie die Dürre, die globale Erwärmung und die Wasserarmut immer größer werden - großes Gewicht beigemessen werden. Wenn an die weggeworfenen Brote, den unbewussten Konsum und die vergeudete Zeit gedacht wird, kommt die Notwendigkeit der Umweltmoral klarer zum Vorschein.
1 Der Begriff Nimah beinhaltet alle Gaben Allahs,
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