Die Beständigkeit beim Lesen des heiligen Korans
Der Mensch wurde in solch einer Beschaffenheit geschaffen, dass er sowohl Wohltaten als auch Übeltaten nachgehen kann. Er wird stets zwischen dem Rechten und dem Falschen (Batil1), der Wohltat und der Übeltat, dem Guten und dem Schlechten zur Probe gestellt. Es ist jederzeit möglich, dass der Mensch sich in gewissen falschen Gedanken verfängt und eine Sünde begeht. Denn er wird sowohl von seinem Nafs2 als auch von äußeren Einflüssen hierzu angestiftet. Wenn der Mensch diesen gegenüber nicht achtsam ist, kann er sogar ungewollt und unbewusst in die Fänge dieser Anstiftungen geraten.
Wie in allen Zeitepochen steht der Mensch auch in der heutigen Zeit einer solcher Verleitung gegenüber. Gar hat dies heutzutage eine andere Dimension angenommen. Damit der Mensch nicht in diese Fallen, die seine Spiritualität bedrohen, tappt, muss er sich von den Warnungen und Verheißungen des heiligen Korans angesprochen fühlen. Dies hingegen kann nicht geschehen, wenn er ab und an den heiligen Koran öffnet und ein paar Seiten liest. Im Gegenteil bedingt es eine beständige Bemühung, die sich auf das Verstehen und das gründliche Nachdenken über die Verse des heiligen Korans konzentriert.
Eine Freundschaft, die mit dem heiligen Koran eingegangen wird, muss wenn möglich jeden Tag für eine bestimmte Zeit mit Entschlossenheit aufrecht erhalten werden. Denn der Mensch fängt das Leben mit jedem Tag regelrecht von neuem an. Er fängt den Tag mit Gefühlen und Gedanken an, die nicht denen des Vortages entsprechen. Er hält sich im Laufe des Tages in unterschiedlichen Umfeldern auf, geht zig Angelegenheiten nach und kommt mit zahlreichen Menschen in Kontakt. Kurzum ist er unzähligen Situationen ausgesetzt, die ihn von seinem Herrn fortschaffen können.
Hinsichtlich unseres religiösen Lebens ist es von großer Bedeutung, jeden Tag einen Teil des heiligen Korans zu lesen und diesen zu verinnerlichen. Dieses Beisammensein mit dem Koran muss solch einen Punkt erreichen, dass wir den Koran vermissen, wenn wir das Lesen auslassen. Wir müssen bemerken, dass unsere Herzen anfangen zu erstarren und wir langsam unsere spirituelle Sensitivität verlieren. Durch das Verspüren einer inneren Leere müssen wir Wege aufsuchen, um uns wieder mit dem Koran zu vereinen. Wir sollten tief in unseren Herzen wahrnehmen, dass das Leben erst durch die lebendige Beziehung zum heiligen Koran einen Sinn gewinnt und lebenswert wird.
Wir sollten neue Wege aufsuchen, um die spirituellen Feinheiten und Weisheiten, die der heilige Koran in unsere Gefühlswelt eingibt, jeden Tag ein Stück mehr zu steigern. Das Vergessen dieser sollte als ein Verlust betrachtet werden. Denn sie sind unsere Wegweiser. Folglich bedeutet ihr Vergessen, das Menschsein und den Aufstieg zu vergessen.
Der heilige Koran ist das Wort Allahs, weshalb er nicht wie ein gewöhnliches Buch behandelt werden sollte. Da die Gelehrten das Rezitieren des Korans als eine Art der Glaubenspraxis (Ibadah) werteten, äußerten sie, dass er nur mit einer gültigen rituellen Waschung (Wudhu) in die Hand genommen werden sollte. Wenn der heilige Koran mit dem Ziel, ihn zu erlernen und zu verstehen, in die Hand genommen wird, kann dies jedoch nicht immer möglich sein.
Um von der Heilung und dem Segen des heiligen Korans zu profitieren, sind die Nachtstunden von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum sind die Herzen für die Appelle des heiligen Korans empfänglicher. In diesen Momenten spiegelt sich jeder Koranvers in der Gefühlswelt des Menschen in ganz besonderen Dimensionen wider und hinterlässt bleibende Spuren.
1 Batil beschreibt jegliche Art der nutzlosen Betätigung, Tat und Aussage, die vom Islam verboten sind und nicht der Wahrheit entsprechen.
2 Nafs (auch Triebseele genannt) beschreibt den Kern des menschlichen Wesens und die Neigung gegenüber jeglichen üblen Begierden, die den Menschen von Allah entfernen.
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