Die Verantwortung des Menschen gegenüber der Umwelt, den Pflanzen und den Tieren

Die Welt ist mit all ihren lebendigen und nicht lebendigen Komponenten wertvoll und besteht in einer einzigartigen Harmonie und einer hervorragenden Vollkommenheit. Im heiligen Koran heißt es:

„Seht ihr denn nicht, dass euch Allah alles in den Himmeln und auf Erden dienstbar machte und Seine Gnade über euch ausgoss, sichtbar und unsichtbar?“ (Koran; 31/20).

Der Mensch profitiert von zahllosen Lebewesen, Pflanzen und Tieren, die zu seinem Nutzen bereitgestellt wurden, jedoch ist er nicht deren Besitzer. Von einem Atom bis zu den Universen – Allah ist der Besitzer des gesamten Daseins (Koran; 37/5).

Allah fordert den Menschen dazu auf, die Rechte von all dem, was ihm zur Nutzung anvertraut wurde (Emanah), zu achten und diese wertzuschätzen. Aus diesem Grund hat der Mensch Verpflichtungen gegenüber der Natur, in der er lebt.

Laut dem Islam ist es äußerst falsch, die Dinge um uns herum nur als Konsumgüter zu sehen. Auch wenn diese Existenzen zu unserem Nutzen erschaffen wurden, so hat jede von ihnen für sich eine eigene Wertstellung und eine eigene Bestimmung. Der Islam betont, dass wir uns in unserer Beziehung zur Umwelt stets dieser Verantwortung bewusst sein müssen.

Missachten die Menschen jedoch in ihrer Beziehung zu ihrer Umwelt die göttlichen Befehle und die Moralregeln, verdirbt die Weltordnung. Im edlen Koran wird dies wie folgt zum Ausdruck gebracht:

„Es führte zu Land und zu Meer zum Verderben, aufgrund dessen, was die Menschen mit ihren Händen vollbrachten, auf dass Allah sie einiges von ihrem (Fehl-)Verhalten spüren ließe, vielleicht kehren sie um“ (Koran; 30/41).

Sowohl die Koranverse als auch die Ahadithe[1] unseres Propheten Muhammed (s)[2] sind wegweisend für das Thema, wie wir uns gegenüber den Wesen, Pflanzen und Tieren verhalten müssen.

Der Prophet Muhammed (s) verbot die Verunreinigung der Wasserquellen, der Straßen und der schattigen Plätze, die zur Nutzung allen Menschen zur Verfügung stehen (Ebu Dawud, Taharah, 14). Insbesondere wollte er nicht, dass das Wasser verschwendet wird.

Eines Tages, als er einen Gefährten sah, der an einem Fluss die Gebetswaschung vornahm, fragte er: „Was ist das für eine Verschwendung?“ Als der Gefährte ihm erwiderte: „Gibt es denn bei der Gebetswaschung auch Verschwendung?“, antwortete Muhammed (s): „Ja, auch wenn du dich an einem fließenden Fluss wäschst (gibt es Verschwendung)“ (Ibn Madscha, Taharah, 48).

Besonders heute, wo wir mit diversen Umweltproblemen wie Dürre, globale Erwärmung, Rückgang der Wasserressourcen, Umwelt- und Luftverschmutzung konfrontiert sind, sollte den Empfehlungen des Islams, bezüglich der Vermeidung von Umweltbelastung, Ausschweifungen, Verschwendung beim Konsum und bezüglich der sinnvollen Nutzung unserer Ressourcen, mehr Beachtung geschenkt werden.

Zum Existenzrecht aller Lebewesen und zu deren Schutz und zu dem Bewusstsein, Grünflächen durch das Einpflanzen von Baum-Setzlingen wertzuschätzen, sagte unser Prophet Muhammed (s):

„Wer von euch einen Setzling in der Hand hat, soll ihn sofort einpflanzen, auch wenn der Weltuntergang ausbricht!“ (Ibn Hanbal, III, 184); „Wenn ein Muslim einen Baum pflanzt und Menschen oder Tiere von dessen Früchten verzehren, ist dies definitiv eine Sadaqa (Spende, Wohltat) für diejenige Person, die diesen Baum gepflanzt hat“ (Bukhari, Adab, 27).

Laut dem Islam ist der Mensch der Erde gegenüber verpflichtet. Der Prophet Muhammed (s) betonte, dass die Erde belebt, kultiviert und nutzbar für die Lebewesen gemacht werden soll, mit den Worten:

„Wer ein Stück Land besitzt, soll es bestellen; wenn er es selber nicht kann, so soll er es seinen Glaubensbruder bestellen lassen“ (Bukhari, Mudharaat, 18).

Muslime spiegeln die Realität in ihrem Leben wider, dass von den Kleinsten bis zu den Größten alle Tiere als Schöpfung Allahs wertvoll sind und dem Menschen anvertraut wurden. Unser Prophet Muhammed (s), der Botschafter der Barmherzigkeit, möchte, dass der Mensch bezüglich der Ansprüche der Tiere, insbesondere auf Unterbringung, Ernährung, Pflege und Schutz gegen Krankheiten, einfühlsam handelt. Er untersagte es, Reit- und Nutztiere zu überlasten. Er ordnete an, die Stallungen der Nutztiere sauber zu halten, und er selbst behandelte eigenhändig die Wunden der Tiere.

Tierquälerei ist ein Verhalten, welches nicht mit der islamischen Moral vereinbar ist; sie kam in keiner Weise im Leben des Propheten (s) vor und ist unmenschlich. Der Prophet Muhammed (s) sagte, dass selbst ein grundlos getöteter Spatz sich am Tag des Jüngsten Gerichts bei Allah, dem Allmächtigen und Erhabenen, über seinen grundlosen Tod beschweren wird (Nasa’i, Dahaya, 42). Er gab die ausdrückliche Anweisung:

„Quält nicht die Tiere!“ (Muslim, Dschihad, 32).

Der Prophet Muhammed (s) verbot das Töten von Hunden, die den Menschen nicht schaden (Ibn Madsche, Sayd, 2), das Aufeinanderhetzen und Kämpfenlassen der Tiere zwecks Vergnügung und die Nutzung der Tiere als Zielscheibe (Muslim, Zebaih, 58; Abu Dawud, Dschihad, 51).

Unser Prophet Muhammed (s) erzählte die Geschichte eines Mannes, der in der Wüste in einen Brunnen stieg, um mit seinem Schuh einem Hund Wasser zu bringen, weil er sah, wie der Hund verdurstete und die feuchte Erde ableckte. Mit diesem Verhalten gewann dieser Mann das Wohlgefallen und das Erbarmen Allahs (Bukhari, Musaqat, 9). Des Weiteren erzählte der Prophet (s) die Geschichte einer Frau, die sich über ihre Katze ärgerte, sie im Haus einsperrte und dort verhungern ließ. Aufgrund ihres Verhaltens zog diese Frau den Zorn Allahs auf sich (Muslim, Salam, 152). Während der Mann, der dem Hund Wasser gab, aufgrund seines Respekts gegenüber dem Existenzrecht des Hundes, belohnt wurde, wurde demgegenüber die Frau, die die Katze eingesperrt hatte, bestraft, da sie der Katze das Existenzrecht entzog. Demgemäß muss der Mensch nicht nur seine eigene Existenz schützen, er muss sich auch für das Existenzrecht aller anderen Lebewesen einsetzen.

Eines Tages sah der gesegnete Prophet (s) ein Kamel, das vor Hunger nur noch ein Gerippe war, und sagte:

„Fürchtet Allah bezüglich dieser stummen Tiere (die ihre Belange/Beschwerden nicht vortragen können)! Nutzt sie in angemessener Art und Weise und versorgt und pflegt sie sorgsam“ (Abu Dawud, Dschihad, 44).

Während eines Feldzugs sahen einige Gefährten zwei Vogeljungen im Nest und nahmen eines von ihnen in die Hand. Als der Prophet Muhammed (s) sah, wie die Mutter des Vogeljungen im Sinkflug nach ihrem Jungen suchte, sagte er: „Wer nahm ihr ihren Jungen weg und bereitet ihr Sorgen? Gebt ihr ihr Junges zurück!“ (Abu Dawud, Dschihad, 113).

Während eines anderen Feldzugs zur Eroberung Mekkas sah unser Prophet (s) eine Hündin auf dem Weg liegend ihre Welpen säugen. Er befahl einem seiner Gefährten, er solle bei den Hunden bleiben, und forderte die Soldaten auf, weder die Hündin noch die Welpen zu stören (Waqidi, Maghadhi, II, 225).

Der Prophet Muhammed (s) billigte gegenüber Tieren nicht einmal üble Bemerkungen, geschweige denn, dass ihnen mit körperlicher Gewalt geschadet wurde. Aus diesem Grund forderte er eine Frau, die ihr Kamel verfluchte, dazu auf, vom Kamel abzusteigen und es freizulassen (Muslim, Birr, 80).

Der Islam erwartet von den Menschen, dass sie eine auf Barmherzigkeit und Güte basierende Beziehung zu allen Lebewesen aufbauen, und regt sie dazu an, die großartige Ordnung, die Allah erschuf, zu erhalten. Der letzte Prophet Muhammed (s) sagte in einem seiner Ahadithe:

„Allah hat mit denjenigen Erbarmen, die barmherzig sind. So seid barmherzig zu denen auf Erden, damit die im Himmel barmherzig zu euch sind“ (Tirmidhi, Birr, 16).

Es ist die Pflicht des Menschen, die gegenwärtige Ordnung der Natur zu schützen, die der gemeinsame Lebensraum der Menschen, der Pflanzen und der Tiere ist. Laut Islam sind alle Verhaltensweisen verboten, die diese Ordnung verderben und der Gesamtheit Schaden zufügen (Koran; 7/56).


[1]  Ahadithe (Singular: Hadith): Überlieferungen der Aussagen und Verkündungen des Propheten Muhammed (s).

 [2]  (s): Abkürzung für: Sallallahu alayhi we-ssellem/ Friede und Gruß sei mit ihm.

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