Was ist die Quelle des guten Charakters?

Allah, der Erhabene, sandte den Menschen Propheten und Bücher, um sie zum Rechten und Guten zu verleiten. Auf diesem Weg verkündete Er die göttlichen Religionen, die Gebote und Verbote beinhalten, denen die Menschen folgen sollten. 
Im weitesten Sinne kann die Religion (ad-Din) als „der von Allah bestimmte Weg, für den sich die Menschen mit ihrem eigenen Verstand und ihrem freien Willen entscheiden und der die Menschen hinsichtlich des Glaubens und der Handlungen (Amal)/Lebensweise zum Rechten und Schönen verleiten wird“ beschrieben werden. Der Glaube (Iman), der das Fundament der Religion bildet, steht im direkten Zusammenhang mit dem schönen Ahlaq. Der Iman, der die Ergebenheit und die innige Bindung gegenüber den Geboten und Verboten Allahs zum Ausdruck bringt, erfordert zugleich, einen guten Charakter zu besitzen. Der Hadith des Propheten (saw.) „Von den Gläubigen sind bezüglich des Glaubens diejenigen am reifsten, deren Charakter (Ahlaq) am besten ist.“ (Tirmidhi, Rada’, 11) beschreibt diese enge Beziehung zwischen dem Glauben und der guten Moral. So wie ein Muslim mit einem guten Charakter hinsichtlich des Glaubens einen höheren Rang erreichen wird, wird ein Muslim mit einem schlechten Charakter hinsichtlich des Glaubens unvollständig sein. 
Ein weiterer Beweis, der aufzeigt, dass die primäre Quelle des Ahlaqs die Religion und die religiösen Werte sind, ist die folgende Mahnung des Gesandten Allahs: „Eine der Aussagen, die die Menschen seit dem ersten Propheten zu hören bekommen, ist die Aussage; Wenn du dich nicht schämst, so tue, was du möchtest.“ (Abu Dawud, Adab, 6) Das Schamgefühl ist die grundlegendste Eigenschaft, die ein Mensch aufweisen sollte. Denn eine Person mit Schamgefühl wird sich davor bewahren, Handlungen durchzuführen, die als unmoralisch angesehen sind. So wie die Handlungsweise der Person mit Schamgefühl schön sein wird, werden ihre Gefühle und Gedanken selbst in einem einsamen Umfeld gut und moralisch bleiben, da sie sich vor Allah schämt. Dieser Hadith, der auf die Wichtigkeit des Schamgefühls aufmerksam macht, zeigt, dass die Quelle des guten Charakters schon seit dem ersten Propheten die Religion ist. Die Gebote wie Allah niemanden beizugesellen, die Eltern zu respektieren, nicht zu töten, sich vom Ehebruch und dem Diebstahl fernzuhalten, kein falsches Zeugnis abzulegen und die Rechte der Nachbarn zu berücksichtigen (Altes Testament, 2. Buch Mose, 20), die zu den „zehn Geboten“ gehören, die dem Propheten Musa/Moses (as.)1 erteilt wurden, sind zugleich moralische Tugenden. So gehören auch in der Bibel genannte Tugenden wie selbst diejenigen, die uns schlecht behandeln, gut zu behandeln, denjenigen, die um Hilfe bitten, zu helfen, vergebend zu sein und Gutes zu tun (Neues Testament, Lukas, 6) zu den moralischen Schönheiten, die von allen Religionen, die von Allah offenbart wurden, akzeptiert werden. 
Den Ahlaq und die Religion voneinander zu trennen bedeutet, den Menschen von seiner Innenwelt zu trennen. Doch ist der Mensch eins mit seiner Innenwelt. Aufgrund dieser Tatsache befindet sich der Ahlaq/die Moral geradezu im Zentrum der von Allah gesandten Religionen. Auch der Islam, der die letzte von Allah offenbarte Religion ist, ist eine Quelle des guten Ahlaqs. Der heilige Koran und die Sunnah2, die zwei Hauptquellen des Islam, sind zugleich die Quelle des guten Ahlaqs.


1 (as.) ist die Abkürzung für „Alayhissalam“ mit der Bedeutung „Gegrüßt sei er“.

2 Die Sunnah beschreibt das beispielhafte Leben des Propheten als Vorlage des koranischen Lebens.

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