Die spezifische Ordnung des heiligen Korans

Der heilige Koran wurde innerhalb von 23 Jahren Ayah für Ayah, Surah für Surah offenbart. Jedoch wurde die Anordnung im Koran nicht nach dieser historischen Ordnung konzipiert. Beispielsweise sind die ersten Verse der Surah al-‘Alaq die ersten offenbarten Verse, sie befinden sich aber im letzten Dschuz1 des heiligen Korans. Die Surah al-Baqara hingegen, welche nach der Hidschrah nach Medina, im 13. oder 14. Jahr des Islams offenbart wurde, befindet sich am Anfang des Korans. 
Die Anordnung des heiligen Korans ist zwar nicht chronologisch, aber auch nicht zufällig entstanden. Im Gegenteil wurde die Aufstellung der Koranverse dem Propheten Muhammed durch die Offenbarung mitgeteilt. Dementsprechend bestehen in dieser Aufstellung bedeutungsvolle Beziehungen zwischen den Versen. Tatsächlich wurden diese Zusammenhänge von den Gelehrten in den Koranexegesen (Tafsir) erläutert. 
Dem Leser des Korans wird direkt auffallen, dass er ein wesenseigenes Buch ist. Der Koran unterscheidet sich sowohl in der Form wie er die Themen aufgreift, als auch in der Methode, mit der er erzählt, von gewöhnlichen Büchern. Aufgrund dieser Eigenschaft kann es dem Leser in erster Linie schwerfallen, sich an ihn zu gewöhnen. 
Beispielsweise würden wir, wenn wir ein Buch verfassen würden, dass die Themen des Korans beinhalten sollte, wahrscheinlich eine andere Methode bevorzugen. Wir würden die Themen des Korans, wie die Schöpfung, das Wissen, die Religion, Itiqad (die Glaubens- und Bekenntnislehre), Ibadah (Glaubenspraxen), Ahlaq (Moral und Ethik) und die gesellschaftliche Ordnung, alle unter getrennten Kapiteln behandeln. Bei Betrachtung des Systems im heiligen Koran wird jedoch ersichtlich, dass dies nicht der Fall ist. 
Im heiligen Koran werden all diese Themen ineinander angegangen. Themen wie der Glaube, der Ahlaq, die Ibadah, die Schöpfung, die Geschichte, das Jenseits, die Familie und die Gesellschaft werden in der gleichen Surah oder auf denselben Seiten aufgegriffen. Somit befindet sich eine Person, die den Koran liest, regelrecht vor einer reich bedeckten Tafel und kann sich von den unterschiedlichen Speisen und Köstlichkeiten, die ihm dargeboten werden, je nach seinem Bedarf bedienen. Es ist möglich zu sagen, dass dies mit der vielfältigen Beschaffenheit des Menschen zusammenhängt. Denn der Mensch ist ein Wesen, das zur gleichen Zeit verschiedene Eigenschaften und unterschiedliche Orientierungen besitzt. Aus diesem Grund bietet der heilige Koran mit dieser genannten Eigenschaft eine Struktur, die den verschiedenen Erwartungen des Menschen entsprechen und antworten kann. 


1 Jeder der dreißig Teile des heiligen Korans, die aus jeweils zwanzig Seiten bestehen, wird Dschuz genannt. 

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