Was ist die Beziehung zwischen dem heiligen Koran und den anderen heiligen Büchern?

Die Propheten sind keine voneinander unabhängigen Personen. Ganz im Gegenteil sind sie alle wie die Glieder einer Kette. Die heiligen Bücher, die sie brachten, bestätigen sich gegenseitig. Alle Propheten bemühten sich für den Tawhid1 und für die Entstehung einer Gesellschaft auf der Welt, welche auf der Wahrheit und der Gerechtigkeit beruht.
Der heilige Koran bestätigt alle Offenbarungen, die im Laufe der Zeit hinabgesandt wurden. Dies rührt davon, dass er nicht ausgrenzend, sondern umfassend ist. Folglich glauben alle, die an den heiligen Koran glauben, an alle Propheten und die Bücher, die sie brachten, und sprechen: „Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Seinen Gesandten.“ (al-Baqara, 2/285)
Dabei sollte betont werden, dass die gegenseitige Bestätigung der heiligen Bücher nur für ihre unverfälschten Originale gilt. Beispielsweise bestätigt der heilige Koran nicht die heutige Thora, sondern ihr Original. Dementsprechend bedingt der Glaube an den heiligen Koran auch den Glauben an die Originalform dieses Buches. 
Mit der Verkündung des heiligen Korans wurden die Thora und die Bibel nicht mehr benötigt. Denn die Bedingungen und Umstände hatten sich - im Verhältnis zu den vorherigen Völkern - weitgehend verändert. Der heilige Koran besitzt den umfassendsten Inhalt, der die Bedürfnisse der Menschen parallel zu ihrer Entwicklung decken kann. Zudem korrigierte der heilige Koran die Fehler, die durch ihre Gläubige in die vorherigen Bücher eingebracht wurden. Er entnahm die Wahrheiten, die sie beinhalteten, und wies auf die eingegangenen Fehler hin. Dies rührt vom maßgebenden Charakter des Korans gegenüber diesen Büchern.
Ein weiterer Grund für die Hinabsendung des heiligen Korans ist, dass die Juden und Christen untereinander in einen großen Streit und eine ernste Unstimmigkeit gerieten. Hinzukam, dass sie die offenbarten Bücher fehlinterpretierten und an diese nichtigen (Batil2) Auslegungen glaubten. Beispielsweise wurde im Judentum der Glaube angenommen, die Söhne Israels3 wären ein überlegenes Volk. Die Christen hingegen kamen weit vom Tawhid weg und trifteten in den Glauben der Dreieinigkeit ab. Eben aus diesen genannten Gründen sandte Allah mit dem heiligen Koran Seine Religion erneut in seiner originalen Form und setzte die vorherigen Bücher außer Kraft.
Welche Stellung sollte nun ein Muslim gegenüber dem Wissen aus den vorherigen offenbarten Büchern einnehmen? Falls die gegebene Information mit dem heiligen Koran und den Sahih Ahadithen4 vereinbar sind, so wird sie angenommen, wenn nicht, so wird sie abgelehnt. Im Falle, dass das Thema weder in den Koranversen noch in den Ahadithen erwähnt wird, und es den Grundprinzipien des Islam nicht widerspricht, so wird die Angelegenheit nicht bestätigt und auch nicht abgelehnt. Es wurde empfohlen, in einem solchen Fall folgendes zu sagen: „…Wir glauben an Allah und an das, was zu uns (als Offenbarung) herabgesandt worden ist (an den Koran), und an das, was zu Ibrahim, Ismail, Ishaq, Yakub und den Söhnen Yakubs herabgesandt wurde, und (an das,) was Musa und Isa gegeben wurde (an den Tawrat und den Indschil), und (an das,) was den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von ihnen, und wir sind Ihm ergeben.“ (al-Baqara, 2/136)


1 Der Tawhid (absoluter Monotheismus) ist das Glaubenssystem, in dem an ein einziges erhabenes und transzendentales Wesen geglaubt wird.

2 Batil bezeichnet die Gesamtheit aller Glaubensvorstellungen, Urteile und Gedanken, die nicht mit der Wahrheit übereinstimmen.
3 Die Söhne des Propheten Yakub und diejenigen von seiner Sippe werden als die Söhne Israels bezeichnet. 
4 Ein Sahih Hadith ist ein authentischer Hadith, dessen Wahrhaftigkeit und Richtigkeit akzeptiert wurde. 

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