Wie wird das Ritualgebet verrichtet?
Die Bewegungen des Ritualgebets wie Qiyam (das Stehen im Ritualgebet), Ruku’ (die Verbeugung im Ritualgebet) und Sadschdah (die Niederwerfung im Ritualgebet), die von außen sichtbar sind, gleichen der physischen Beschaffenheit des Menschen. Wenn die Ibadah, die dem Menschen gleicht, der aus Seele und Körper besteht, verrichtet wird, ohne dass ihre wahre Bedeutung und ihr Geist verspürt wird, so gleicht sie einem leblosen Körper und verliert ihre Bedeutung weitgehend. (Ghazali, Kimya al-Sa’adah, 111-113) Die wahre Bedeutung des Ritualgebets kann durch den innigen Respekt gegenüber Allah, der Unterwerfung für Ihn, der Zuwendung zu Ihm in Hudu (Demut) und Huschu (Ehrfurcht) und Seiner Lobpreisung erlangt werden. (Ghazali, Kimya al-Sa’adah, 113) Hudu und Huschu sind äußerst wichtige Begriffe. Hudu beschreibt, sich mit körperlichen Bewegungen und Handlungen Allah zu unterwerfen und Demut zu zeigen, während Huschu den vom Herzen verspürten und auf verschiedene Weisen nach außen wiederscheinenden Zustand der Ehrfurcht, Demut und Ruhe beschreibt. Huschu ist ein Gefühl, das der Muslim aufgrund seiner Dienerschaft für Allah sowohl bei den Ritualgebeten als auch bei anderen Glaubenspraxen in seinem Herzen tragen muss. (Şener, Mehmet, „Huşu“, DIA, XVIII, 423) Aus diesem Grund suchte der Prophet Muhammed seine Zuflucht bei Allah vor dem Herz, das kein Huschu empfindet. (Abu Dawud, Witr, 32)
Das Ritualgebet, das der beste Ausdruck der Ergebenheit gegenüber Allah ist, besteht aus der körperlichen Stellung, Bewegungen und Aussagen, die der innigen Bindung des Menschen zu Allah, seiner Schwäche gegenüber Seiner Erhabenheit, der Zuwendung des Geschöpfes an Allah und der Lobpreisung Allahs Ausdruck verleihen. (Dihlawi, Hudschdschat Allah al-Balighah, I, 152) Dementsprechend besitzt das Ritualgebet sowohl innerliche, spirituelle Erfordernisse wie Huschu, als auch bestimmte wesenhaften Regeln, an die sich der Betende vor und während dem Ritualgebet zu halten hat.
Es gibt 12 Regeln, die vor und während dem Ritualgebet einzuhalten sind. Diese Regeln, deren Erfüllung Pflicht ist, damit diese Glaubenspraxis Sahih1 und gültig ist, werden die Fara’id2 des Ritualgebets genannt. Die Regeln, die vor dem Anfangs-Takbir zu erfüllen sind, werden „Bedingungen des Ritualgebets/Schurut as-Salah“ genannt. Die Handlungen und Aussagen, die während des Ritualgebets zu vollbringen sind, werden wiederum „Säulen des Ritualgebets/Arkan as-Salah“ genannt.
1 Die Ibadah, welche gemäß den Bedingungen und Regeln verrichtet wird, wird als Sahih beschrieben.
2 Fardh beschreibt alle religiösen Verpflichtungen, deren absolute Verbindlichkeit durch bestimmte Beweise nachgewiesen und begründet sind. In dieser Hinsicht gehören alle religiöse Verpflichtungen die durch Allah und seinen Gesandten (saw.) dem verpflichteten Muslim auf eine deutliche und verbindliche Art und Weise aufgelegt wurden, zu den Fara’id (Plural des Fardh).
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