Die Muzdalifah-Waqfa

Muzdalifah ist der Ort im Harem-Gebiet, der sich zwischen Arafat und Mina befindet. Die Pilger, die die Arafat-Waqfa vollenden, begeben sich nach dem Sonnenuntergang ohne das Ritualgebet zum Abend (Salah al-Maghrib) zu verrichten zu Fuß oder mit diversen Transportmitteln von Arafat nach Muzdalifah, um dort die Nacht zu verbringen. 

Bei ihrer Ankunft in Muzdalifah wird das aufgeschobene Ritualgebet zum Abend mit dem Ritualgebet zur Nacht (Salah al-Ischa) zusammengelegt verrichtet (Dscham at-Tahir, das aufgeschobene/verzögerte Zusammenlegen zweier Ritualgebete). Zudem verbringen die Pilger ihre Zeit in Muzdalifah bis zum Ritualgebet am Morgen (Salah al-Fadschr) mit Dua (Dank- und Bittgebeten) und Dhikr (der Lobpreisung Allahs). Außerdem werden die kleinen Kieselsteine, die für die Dschamarat¹ an den Festtagen benötigt werden, gewöhnlich hier gesammelt. Nach dem Verrichten des Ritualgebets am Morgen wird bis zum Aufhellen des Tages in Begleitung von Talbiyah, Takbir, Tahlil und Dua die Waqfa verrichtet. Um mögliches Gedränge bei der Steinigung des Teufels zu vermeiden oder aufgrund anderer Umstände ist es möglich, die Nacht nicht in Muzdalifah zu verbringen und nach Mina weiterzuziehen. So sandte auch der Prophet (saw.) seine Ehefrauen und schwache Menschen schon in der Nacht nach Mina. (Nasa’i, Manasik, 208, 214)

Bezüglich der Muzdalifah-Waqfa wird im heiligen Koran „…Doch wenn ihr von Arafat hergeströmt seid, dann gedenkt Allahs bei Masch’ar-i Haram…“ (al-Baqara, 2/198) verkündet. „Masch’ar-i Haram“ ist der Name einer Anhöhe bei Muzdalifah. Masch’ar bedeutet „Ort und Zeit der Besinnung/der Bewusstwerdung“. Das Warten an diesem Ort soll das Bewusstsein des Menschen verschärfen und seinen Glauben stärken. 

Muzdalifah gleicht dem Ort des Mahschar. Es symbolisiert die Wiederauferstehung nach dem Tod. Die Pilger, die den Tag lang bei Arafat in der Gegenwart Allahs um ihre Vergebung flehten und warteten, erleben in Muzdalifah regelrecht die Freude der Botschaft, die sie erhofften zu hören, und die Freude der Vergebung, die ihnen zuteilwird. Die Muslime, die so die Festtage erreichen, strömen von Muzdalifah nach Mina, um dort die Steinigung des Teufels zu vollziehen.